Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Category: Rezensionen

 

Autor:

Stefan Piasecki
Verlag: edition vi:jo
ISBN-13: 978-9464853360
Taschenbuch
(groß):
379 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Als Agentin für den Frieden … oder doch nicht?

Inhalt:

1978 ist Stasi-Offizierin Linn Darburg verdeckt in einer Münchner Firma im Einsatz, die an einem Raketenprogramm beteiligt ist und Tests in Zentralafrika durchführt. Sie droht aufzufliegen und wird auf die Spur ihres Exgeliebten Reza Naderi angesetzt, der Geld iranischer Kommunisten in Sicherheit bringen soll, jedoch daraufhin spurlos verschwindet. Schlussendlich begegnet sie ihm unerwartet auf dem Testgelände in Zaire, mit neuer Identität und offenbar für die Gegenseite arbeitend. Sie gerät zwischen die Fronten der Geheimdienste und nicht nur ihre Karriere, sondern sogar ihr Leben steht auf dem Spiel.

Meine Meinung:

Ich bin immer an Geschichten, die die DDR-Vergangenheit betreffen, interessiert, weshalb ich auf dieses Buch aufmerksam wurde. Besonders dass durch die Hauptfigur der Linn Darburg die Perspektive einer MfS-Agentin eingenommen wird, was man ja eher selten liest, fand ich bemerkenswert. Sie ist dermaßen überzeugt von ihrer Tätigkeit, mit der sie meint, den Frieden auf der Welt zu sichern, dass ich als Leser oft nicht wusste, ob ich sie bewundern oder für ihre naive Weltsicht bemitleiden soll. Denn natürlich muss sie nach und nach feststellen, dass auch "ihre" Seite genauso skrupellos ihre Interessen durchsetzt wie andere Agierende vom KGB, BND oder der CIA.

Der Schwerpunkt liegt natürlich auf ihrer Tätigkeit, aber auch die private Komponente kommt nicht zu kurz, denn gerade aufgrund dieser hat sie wenig Kontakt zu ihrer Tochter, ihre Ehe geht in die Brüche und sie muss sich schlussendlich fragen, ob all das ihren so motivierten Einsatz fürs Heimatland wert ist und sie nicht nur ein Spielball der Mächte ist.

Der Autor hat gründlich recherchiert und das tatsächlich existierende Raketenprogramm der OTRAG zum Aufhänger für die Geschichte genommen. Dies wird anschaulich mit Originaldokumenten und Fotos belegt, was alles noch viel realistischer wirken lässt. Die Fülle an Informationen hat mein Lesetempo im Mittelteil reduziert und ich mich teilweise etwas schwergetan. Der Showdown am Ende reißt es wieder raus.

Wer tiefer in die Materie in der Hochphase des Kalten Krieges einsteigen will und sich für die Arbeit des MfS interessiert, bekommt mit diesem Roman definitiv einen detailgetreuen Einblick und so manches bisher Unbekannte präsentiert.

Kerstin at Mittwoch, Dezember 20th, 2023 | Filed under: Abenteuer,Historisch,Literatur allg.,Piasecki, Stefan | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Sebastian Fitzek
Verlag: Droemer
ISBN-13: 978-3426281581
Gebundene Ausgabe 383 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Einmal mehr überzeugt von meinem liebsten Thrillerautor

Zum Inhalt:

Die zurückgezogen lebende und eher introvertierte Marla Lindberg ist zwiegespalten, ob sie der Einladung zu einem Klassentreffen in den verschneiten Alpen folgen soll. Doch die Neugier obsiegt, zumal ihre große Liebe Kilian, den sie aus den Augen verloren hat, auch vor Ort sein soll. Dort angekommen, scheint das einsame Berghotel verlassen und nach und nach findet sie sich in einem Albtraum wieder, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

Meine Meinung:

Auch wenn ich noch nicht alle der zuletzt erschienenen Thriller von Sebastian Fitzek gelesen habe, ist er seit Jahren mein liebster Autor dieses Genres. Ein paar haben mich zugegebenerweise etwas weniger geflasht oder sogar restlich verwirrt zurückgelassen, aber mit „Die Einladung“ ist ihm meines Erachtens wieder ein großer Wurf gelungen.

Keine Minute habe ich mich gelangweilt. Der Prolog sowie die in den ersten Kapiteln dargestellten lebensverändernden Ereignisse von Marla haben mich ebenso in ihren Bann gezogen wie die teils heftigen und zum Horror tendierenden Geschehnisse in dem Berghotel. An Leichen mangelt es nicht und wie sich in Extremsituationen Gewalt Bahn brechen kann, finde ich sowohl faszinierend wie nachvollziehbar. Die ehemaligen Mitschüler bleiben etwas blass, aber da überwiegend durch Marla betrachtet, die an einer Gesichtsblindheit und damit an einem enormen Handicap leidet, welches übrigens genial in die Geschichte eingeflochten wurde, erschließt sich mir auch das irgendwie.

Wie immer bei Fitzek sind es die kurzen Kapitel, unerwartete Wendungen und der einfach unfassbar gute Erzählfluss, die mich an das Buch gefesselt haben. Höhepunkt waren aber auch hier wieder die Twists zum Ende hin, die mir teils den Atem genommen haben. Einiges hatte ich so oder ähnlich erwartet, anderes hat mich total überrascht. Dennoch empfand ich zum Schluss alles logisch aufgelöst, wenn es dem einen oder anderen auch etwas weit hergeholt erscheinen mag. So what, es ist einfach Unterhaltungsliteratur, die für mich genau das erreicht hat, was sie soll. Unterhalten, fesseln, überraschen. Insofern – alles richtig gemacht, Sebastian!

Kerstin at Samstag, November 25th, 2023 | Filed under: Fitzek, Sebastian,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Matt Basanisi, Gerd Schneider
Verlag: Blanvalet
ISBN-13: 978-3764508333
Gebundene Ausgabe 415 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

 

Wenn nur der schnöde Mammon zählt und man niemandem vertrauen kann

Inhalt:

Der Mord an einem Priester in Palermo, eine riesige Kokain-Lieferung in Antwerpen, der Selbstmord eines Piloten bei Zürich. Es stellt sich heraus, überall scheint der gerissene Ex-Banker Walter Baumann seine Finger im Spiel zu haben. David Keller, Schweizer Bundesermittler, deckt Verstrickungen auf, die er sich nicht hätte träumen lassen. Und der Verrat nimmt schnell ganz persönliche Züge an.

Meine Meinung:

Ein Ex-Ermittler und ein Filmemacher schreiben gemeinsam einen Thriller. Das verspricht eine rasante und mit Fakten unterlegte Geschichte. Das ist den Autoren auf jeden Fall gelungen. Langweilig wird es in diesem Debüt eigentlich kaum und es gibt einige wirklich spannende Szenen, die man sich auch gut als Film vorstellen kann.

Es tauchen häufig bekannte Namen auf und die im Nachwort dargestellten tatsächlichen Verstrickungen von Drogenkartellen, Banken und Regierungen glaube ich unbesehen. David Keller ist nicht unsympathisch und man folgt ihm gern quer über den Planeten.

Allerdings sind die ganzen undurchsichtigen Ränkespiele von Geheimdiensten, die auch noch gegeneinander agieren, Mafiosi und Drogenkartellen sowie der überall involvierten Finanzwelt mir am Ende auch zu viel des Guten gewesen. Ich habe schlicht den Überblick verloren, warum und für wen der Antagonist Walter Baumann nun alles gearbeitet hat, was ihn schlussendlich zum Zielobjekt verschiedenster Jäger machte. Bei den vielen unterschiedlichen Figuren, Schauplätzen und auch noch Zeitebenen stellte es für mich dann doch eine ziemliche Anstrengung dar, dem Geschehen zu folgen.

Anfangs fließt auch noch häufig italienischer Text ein, der nicht übersetzt wird, was mich als deutscher Leser ratlos zurücklässt. An Politik und Mafia interessierte Leser werden sicher Geschmack an dem Roman finden, meinerseits besteht nicht sehr großes Interesse, die Reihe weiter zu verfolgen.

Kerstin at Donnerstag, November 2nd, 2023 | Filed under: Basanisi, Matt,Schneider, Gerd,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Heike Koschyk
Verlag: Goldmann
ISBN-13: 978-3442206322
Taschen-
buch:
412 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Großartiges Familienporträt, das ich so nicht erwartet hätte

Inhalt:

Der junge Otto Lagerfeld will wie sein Vater ein erfolgreicher Kaufmann werden, der auch international tätig ist. Daher führt ihn sein erster Weg nach Südamerika und später wird er dann in Wladiwostok ansässig. Sein Plan ist jedoch, irgendwann nach Hamburg zurückzukehren und seinen Traum der eigenen Firma zu verwirklichen. Auch die Hoffnung auf eine Verbindung mit Theresia, der Schwester seines besten Freundes, nährt diesen Wunsch. Doch der Erste Weltkrieg bedeutet Gefangenschaft in Sibirien für ihn und sein Ziel liegt in weiter Ferne …

Meine Meinung:

Mit Begeisterung habe ich diese großartig recherchierte Familiengeschichte gelesen. Bisher habe ich, wie wahrscheinlich die meisten, den Namen Lagerfeld nur mit dem Modezar Karl in Verbindung gebracht, aber welch interessantes Leben bereits sein Vater vorzuweisen hatte, erfuhr ich erst durch diesen Roman.

Er deckt Otto Lagerfelds Leben von 1887 bis zum Tod seiner ersten Ehefrau und großen Liebe Theresia 1921 ab. Karl entsteht erst in der Verbindung mit seiner zweiten Ehefrau, findet also hier noch gar nicht statt, falls es Leser darauf abgesehen hatten.

Wir begleiten Otto auf seinen Reisen in exotische Länder, wo er sich die ersten Sporen als Kaufmann verdient, und freuen uns über seine Erfolge in der russischen Metropole Wladiwostok. Otto ist ein zielstrebiger, fleißiger und ehrenhafter Mann, der geradlinig sein Ziel verfolgt, was ihn mir sehr sympathisch machte. Aber auch von den Leben seiner Geschwister erfahren wir, wobei Paul einen größeren Platz einnimmt, der ein völlig anderer Typ Mensch ist.

Ich fand es großartig, wie die historischen Ereignisse mit ungeheurer Detailgenauigkeit in den Roman eingeflochten wurden. Man hat ja schon einiges aus jener Zeit gelesen, aber dennoch war für mich noch einiges Neue dabei. So habe ich mich auch keine Minute gelangweilt und bin begeistert dem Weg der Familie Lagerfeld gefolgt. Es versteht sich von selbst, dass der zweite Teil – Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld –, wo die Geschichte fortgeführt wird, bereits in den Startlöchern steht.

Fans biografischer wie historischer Romane, die Wert auf Authentizität legen, sollten bei dem Buch voll auf ihre Kosten kommen.

Kerstin at Dienstag, Oktober 10th, 2023 | Filed under: Biografie,Historisch,Koschyk, Heike | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Val McDermid
Verlag: Knaur
ISBN-13: 978-3426529843
Taschenbuch: 459 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

1989 – Europa im Umbruch – Allie Burns mittendrin

Zum Inhalt:

Die Reporterin Allie Burns ist inzwischen in Manchester sesshaft geworden und lebt eine glückliche Beziehung mit ihrer Freundin Rona. Nur die Arbeit ist kaum befriedigend, wurde ihr doch das Investigativressort weggenommen und sie zeichnet mehr oder weniger nur noch für reißerische Schlagzeilen verantwortlich. Sie möchte eigene Wege gehen und ein Pharma-Skandal in Zusammenhang mit Aids führt sie nach Berlin, wo sie im Ostteil der Stadt schließlich sogar im Stasi-Knast landet. Dass ihr Arbeitgeber, der Medienmogul Wallace Lockhart, der sie schlussendlich daraus befreit, eine weitaus weniger weiße Weste hat als bisher dargestellt, kommt ans Tageslicht, als sie in seiner Vergangenheit recherchiert und ein unsagbares Verbrechen aus der Nazi-Zeit aufdeckt.

Meine Meinung:

Zehn Jahre sind vergangen, Allie Burns ist inzwischen Mitte dreißig und immer noch mit ganzem Herzen auf der Jagd nach investigativen Reportagen. Wie erwartet haben mich die Geschehnisse im Jahr 1989 mehr gefangen genommen, als es bei „1979“ der Fall war. Das liegt vermutlich daran, dass ich selbst mit damals 17 Jahren doch mehr vom weltpolitischen Geschehen mitbekommen habe. Und so war dieser Roman auch so etwas wie eine persönliche Zeitreise für mich, was ich sehr genossen habe.

Ich fand es toll, wie zu der Zeit stattgefundene Ereignisse wie der Lockerbie-Anschlag oder die Hillsborough-Katastrophe in die Story Einzug fanden, auch wenn es schon einen starken Zufall darstellt, dass Allie quasi überall vor Ort war. Ihre Beziehung zu Rona kommt dagegen erfreulich entspannt daher, gibt es doch genug Dramen um die beiden herum. Die Notlage der Aids-Patienten, aber auch die überall im Osten hochkochenden Umwälzungen stellt die Autorin außerordentlich atmosphärisch dar. So wird Geschichte lebendig und man fühlt sich mittendrin. Ich fand das Buch an keiner Stelle langweilig und an tiefen Einblicken und Authentizität mangelt es meines Erachtens nicht.

Sicher ist es kein klassischer Krimi im eigentlichen Sinne, aber für geschichtsinteressierte Leser bietet es allemal genug Spannung, um Allie Burns auch in Zukunft auf ihrem Weg begleiten zu wollen.

Kerstin at Samstag, Oktober 7th, 2023 | Filed under: McDermid, Val,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Michael Tsokos
Verlag: Knaur
ISBN-13: 978-3426528709
Klappen-
broschur:
394 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Ist der machtbesessene Schönheitschirurg ein Serienkiller?

Zum Inhalt:

Dr. Sabine Yao aus der Abteilung Rechtsmedizin des BKA in Berlin wird zu einem brisanten Fall hinzugezogen. Die Frau des erfolgreichen Schönheitschirurgen Roderich Kracht, der Verbindungen in höchste Kreise hat, wird tot aufgefunden. Den Beamten darf bei den Ermittlungen kein Fehler unterlaufen. Schnell scheidet der Ehemann aufgrund des errechneten Todeszeitpunkts aus, denn er hat ein wasserdichtes Alibi. Aber es gibt Unstimmigkeiten, denn die Totenstarre des Opfers passt nicht ins Bild. Als die Rechtsmedizinerin in Krachts Vergangenheit weitere fragwürdige Todesfälle entdeckt, begibt sie sich in tödliche Gefahr, denn der Killer scheint ein Profi auf ihrem Gebiet zu sein, der ihr nicht nur ein Rätsel aufgibt.

Meine Meinung:

Nachdem die Reihen um die Rechtsmediziner Paul Herzfeld und Fred Abel abgeschlossen schienen, startet Michael Tsokos nunmehr eine neue Reihe mit Dr. Sabine Yao als Hauptprotagonistin. Da ich die spannenden True Crime-Romane des Autors von Beginn an verfolge, habe ich mich sehr darüber gefreut. Denn Sabine Yao ist bereits in den Fred Abel-Romanen in Erscheinung getreten und hatte in dem Kurzthriller „Kaltes Land“ bereits einen großen Auftritt.

Die manchmal etwas kühl wirkende Deutsch-Chinesin ist eine interessante Figur, denn sie brennt für ihre Arbeit, aber auch für ihre Familie in Form ihrer stark gebeutelten Schwester Mailin. Sobald sie sich einmal in einen Fall verbissen hat, scheut sie keine Gefahr und folgt beharrlich der Wahrheitsfindung. Eine mir auch sehr sympathische Figur ist die IT-Spezialistin Sara Wittstock, von der wir hoffentlich noch viel lesen werden. Ebenso spielen sowohl Herzfeld als auch Abel weiterhin eine Rolle, sodass es irgendwie wie eine Rückkehr in eine große Familie ist.

Mich hat das Buch von der ersten Minute an supergut unterhalten. Der Fall ist nicht sonderlich rätselhaft, was den Täter anbelangt, aber wie sich dieser mit der Rechtsmedizinerin ein Katz-und-Maus-Spiel liefert und nach und nach immer mehr Beweise zum Vorschein kommen, ist einfach brillant umgesetzt. Einen aufregenden Showdown zum Schluss gibt es obendrauf.

Ich persönlich bin ja begeistert vom Thema der Rechtsmedizin und kann nicht genug von den tiefen Eindrücken in diesem Bereich bekommen. Lesern, die dafür weniger Interesse aufbringen, könnte es jedoch teilweise etwas langweilig oder auch zu ausführlich werden, denn die Beschreibungen der einzelnen Fälle gehen wahrhaft ins Detail. Hier kann Michael Tsokos natürlich mit seinem überragenden Fachwissen glänzen und das macht seine Bücher auch so besonders.

Kurzum, ich bin begeistert vom Auftakt der neuen Reihe und freue mich schon sehr auf weitere Fälle mit Sabine Yao. Jedem, der True Crime mag und ein Faible für die Rechtsmedizin hat, wird es sicher genauso ergehen.

Kerstin at Freitag, September 29th, 2023 | Filed under: Thriller/Krimi,Tsokos, Michael | RSS 2.0 | TB | Comments off

Autor:

Holger Kreymeier
Verlag: Solibro
ISBN-13: 978-3-96079-108-9
Klappen-
broschur:
297 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

DDR in 2023 – Wie kann das aussehen?

Inhalt:

Den Fall der Mauer hat es nie gegeben, der Widerstand gegen die Obrigkeit der DDR findet mittlerweile im Netz statt. Die überalterte Regierung hält an analogen Methoden fest, was den digitalen Fortschritt aufhält. Ein westdeutscher YouTuber sorgt mit einem Enthüllungsvideo zu einem Impfdeal für Schlagzeilen. Offenbar wurde für harte Devisen, die das Land dringend benötigt, während der Corona-Pandemie sogar das Leben der eigenen Bevölkerung riskiert. Ein spannendes Gedankenexperiment, das eine gewisse Faszination in sich birgt.

Meine Meinung:

Mit dieser Idee hatte mich der Autor bereits beim Klappentext, da genau diese bereits nicht nur einmal Gesprächsthema im Bekanntenkreis war. Nach der Leseprobe wollte ich mich dann unbedingt auf das Gedankenspiel einlassen. Das Buch wird als satirischer Polit-Thriller beschrieben, wobei mir zu einem Thriller dann doch noch einiges fehlt.

Ich finde gut, dass der Roman verschiedene Altersgruppen abholen dürfte. Zum einen die junge Generation, die sich mit YouTubern bzw. Influenzern, wie es in diesem Fall Lonzo ist, an die reale Person Rezo angelehnt, bestens auskennen. Rein altersmäßig haben sie vermutlich von der realen DDR kaum eine Ahnung und könnten hier Wissen dazugewinnen. Meine Altersgruppe dagegen, die die DDR sehr wohl noch miterlebt hat, kann sich entsprechend ihre eigenen Gedanken machen, ob eine Zukunft so hätte aussehen können.

Ich persönlich finde ja, hier wurde eine DDR-Zukunft ein bisschen zu grau gemalt. Sicher gab es viele Missstände und es würde einiges im Argen liegen, aber ein wenig wird sich hier im Buch auch widersprochen. Einerseits ist die DDR vom großen Bruder Russland komplett durchdrungen und abhängig, andererseits benötigt sie dringend Devisen von der BRD. Einerseits ist alles marode, kaputt, zerstört und nicht funktionsfähig, andererseits gelang es Wissenschaft und Technik offenbar aber dennoch, einen Impfstoff gegen Corona zu entwickeln, der von der BRD sehr gern genommen wurde. Zumindest wird angedeutet, dass auch in der BRD nicht alles Gold ist, was glänzt, was ja ebenso im heute real existierenden Deutschland seine Entsprechung findet, womit ich keinesfalls etwas gegen die deutsche Einheit sagen möchte.

Die Figuren sind mir ein wenig fern geblieben, sodass ich hier keine nähere Verbindung aufbauen konnte und mir ihr Schicksal nicht wirklich unter die Haut ging. Die Geschichte mit der Cousine fand ich dann auch etwas arg überzogen.

Der Romanaufbau dagegen ist sehr interessant. Gestaltet wie eine Art Tagebuch und einen Zeitraum von ca. zwei Wochen im Sommer 2023 umfassend, wechseln die Perspektiven jeweils zwischen den verschiedenen Ost- und Westprotagonisten, was sich gut nachverfolgen lässt. Locker unterbrochen wird das Ganze durch verschiedenste Twitterbeiträge und Nachrichtenmeldungen unterschiedlicher Medien aus Ost und West. Das Cover finde ich ebenfalls passend und ansprechend.

Das eine oder andere Schmunzeln konnte ich mir auch nicht verkneifen, wenn so Besonderheiten des Staates meiner Jugend beschrieben wurden. Viele Situationen, wie zum Beispiel die Grenzkontrollen oder Verhöre durch die Stasi, empfand ich als durchaus realitätsnah, auch wenn ich beides nie persönlich erleben musste. Ich denke aber schon, dass der Autor hier ausgiebig recherchiert hat.

Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten und es war spannend, sich auf diese Reise zu begeben. Einiges regte sogar zu längerem Nachdenken an und das ist ja das Beste, was so ein Roman schaffen kann.

Kerstin at Freitag, September 15th, 2023 | Filed under: Historisch,Humor,Kreymeier, Holger,Science Fiction,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Val McDermid
Verlag: Knaur
ISBN-13: 978-3426528822
Taschen-
buch:
430 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Journalistin Allie Burns’ erster Einsatz

Zum Inhalt:

Die junge Reporterin Allie Burns will sich beim Boulevardblatt „Clarion“ in Glasgow ihre ersten Sporen verdienen, wird jedoch vom Chef als eine der wenigen Frauen in der Redaktion vorrangig auf Familiendramen angesetzt. Daher tut sie sich mit Kollege Danny Sullivan zusammen und schon bald sind sie zwei brisanten Geschichten auf der Spur, die sie in gefährliches Fahrwasser bringen. Jeder Schritt könnte einer zu viel sein.

Meine Meinung:

Ein interessantes Konzept, welches sich Bestsellerautorin Val McDermid hier für ihre neue Serie um die Protagonistin Allie Burns ausgedacht hat. Der Leser wird die Journalistin über fünf Jahrzehnte von 1979 bis 2019 begleiten. Ich bin ein Fan der Autorin, aber erst durch die Ankündigung zum Folgeband 1989, was rein zeitgeschichtlich ja auch für uns Deutsche ein sehr wichtiges Jahr ist, auf die Reihe gestoßen. Damit möchte ich auch direkt weitermachen, aber natürlich war der Auftaktband ein Muss.

Die unerfahrene Allie ist ein interessanter Charakter und ich bin schon sehr auf ihre Entwicklung gespannt. Vermutlich konnte die Autorin hier auch persönlich aus dem Vollen schöpfen, da sie im selben Alter und auch zu dieser Zeit ebenfalls als Reporterin tätig war. In einer von Männern dominierten Welt findet Allie mit Hilfe ihres Kollegen Danny ihren Weg. Der zeitgeschichtliche Hintergrund ist großartig recherchiert und es fällt leicht, sich dorthin zurückversetzen zu lassen.

Ich muss gestehen, dass der Roman mir für einen Krimi und nach dem, was ich von der Autorin gewohnt bin, nicht genug Spannung aufweist. So richtig zur Sache geht es erst auf den letzten 100 Seiten. Demzufolge habe ich mich auch länger mit wenig Motivation durch das Buch arbeiten müssen. Die Herausforderungen der Zeit, auch die damals übliche starke Homophobie sowie Frauenverachtung, kommen jedoch gut zum Tragen und fügen sich stimmig in die Geschichte ein.

Der Charakter der Allie Burns ist interessant genug, um sie weiter begleiten zu wollen und ich hoffe einfach, dass in „1989“ vielleicht auch mehr spannende und persönlich nachzuempfindende Geschehnisse ihren Einzug halten.

Kerstin at Mittwoch, August 30th, 2023 | Filed under: McDermid, Val,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Ernst Kaufmann
Verlag: Verlag Anton Pustet
ISBN-13: 978-3702510886
Klappen-
broschur:
307 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Zweiter Einsatz Inspektor Ruprecht – Brutale Schönheitsbranche

Inhalt:

Chefinspektor Ruprecht, leitender Ermittler beim LKA Salzburg, kommt per Zufall zu einem Autounfall, den einer der Erben eines etablierten Chemie-Unternehmens der Stadt erleidet. Sein Bauchgefühl sagt ihm, dass mehr dahinter steckt. Erst recht, als er erfährt, dass ein großer Schweizer Konzern der Schönheitsbranche alles daran setzt, die kleine österreichische Firma zu übernehmen. Ein windiger Lobbyist aus den Niederlanden hat ebenso seine Hände im Spiel und schnell ist der Chefinspektor einem großen Skandal auf der Spur, der in einer Verfolgungsjagd durch Amsterdam endet.

Meine Meinung:

Nach „Blanke Gier“ legt der Wiener Autor Ernst Kaufmann nunmehr den zweiten Band seiner in Salzburg spielenden Krimireihe um den ermittelnden Chefinspektor Ruprecht vor und lässt ihn die finsteren Machenschaften hinter den Kulissen der Schönheitsbranche aufdecken.

Wer neu in die Reihe einsteigt, hat vielleicht ein paar Schwierigkeiten, die Nebenfiguren entsprechend einzuordnen und zu bewerten. Ruprecht selbst bleibt seiner Linie treu. Hat er einmal eine Spur aufgenommen, hält er mit allen Mitteln daran fest und lässt sich nicht abbringen, bis die Lösung auf dem Tisch liegt. In diesem Fall macht er vielleicht ein bisschen zu viel seine Familie und Freunde zu Mitarbeitern, was ich mir in der Realität nur schwer vorstellen kann.

Dennoch werden die Verstrickungen mit jedem Puzzleteil offensichtlicher und die Verantwortlichen entlarvt. Das Ganze geht recht gemächlich vonstatten und bietet auch keine großen Überraschungen, mir fehlte hier ein wenig die Spannung. Die kommt dann erst mit der Jagd eines Verdächtigen quer durch Amsterdam. Die Auflösung ist zufriedenstellend und dass auch Drahtzieher im Hintergrund ungeschoren davonkommen, erscheint mir durchaus realitätsnah.

Koch- und Backfans freuen sich sicher über die angehangenen Rezepte und eine Leseprobe aus dem Folgeband „Bittere Quellen“ macht Lust auf mehr. Insgesamt ein solider zweiter Teil der Reihe für Leser, die es etwas ruhiger mögen und die Ermittlungsarbeit in den Vordergrund stellen.

Kerstin at Sonntag, Juli 16th, 2023 | Filed under: Kaufmann, Ernst,Nybørg, Ernest,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Frank Kodiak
Verlag: Droemer
ISBN-13: 978-3426307847
Taschen-
buch:
416 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Packendes Finale der Trilogie

Zum Inhalt:

Die Privatermittlerin Rica Kantzius muss beim Kampf gegen „Missing Order“, was Teil der Hilfsorganisation „Amissa“ zu sein scheint, den schlimmsten Verlust überhaupt hinnehmen. Sie trägt ihren geliebten Mann Jan zu Grabe und setzt sich dann umgehend in ihre Heimat Jamaika ab. Hier schmiedet sie einen gefährlichen Plan, denn die Rache an den Hintermännern der verbrecherischen Organisation, der schon so viele Menschen zum Opfer gefallen sind, ist das einzige Ziel, was für sie noch zählt.

Meine Meinung:

Dieser letzte Band der Amissa-Trilogie von Frank Kodiak, besser bekannt als Andreas Winkelmann, lässt kaum Wünsche offen. Er bietet wie vom Autor gewohnt, nervenaufreibende Spannung sowie brutale Morde und damit auch schmerzliche Verluste, die den Leser emotional einiges abringen. Durch die häufig wechselnde Perspektive und auch Sprünge in die Vergangenheit wird ein Sog verursacht, dem man sich kaum entziehen kann.

Ich glaube, es ist von unbedingtem Vorteil, erst die Bände 1 und 2 zu lesen, um Motivation und Handlungsweise der Hauptfiguren nachvollziehen zu können. Um auch Neuleser mitzunehmen, sind natürlich ein paar Wiederholungen vonnöten, was ein wenig zu Lasten der Spannung geht. Mein Favorit bleibt Band 2, aber auch das wirklich packende Finale weiß zufriedenzustellen, wenn mir auch das Motiv etwas weit hergeholt erscheint. Jedoch es wird alles aufgelöst, keine Fragen bleiben offen und die Verbrecher bekommen ihre gerechte Strafe.

Warum der Verlag das Cover nicht passend zu den ersten beiden Bänden gestaltet hat, erschließt sich mir nicht, aber das ist auch eher nebensächlich, zumal ich das Buch eh als E-Book konsumiert habe.

Abschließend spreche ich mich dafür aus, dass die komplette Trilogie eine runde Sache ist, die durchweg gut zu unterhalten weiß, sofern man nicht zu empfindlichen Gemütes ist und mit ein bisschen mehr Brutalität umgehen kann.

Kerstin at Samstag, Juli 15th, 2023 | Filed under: Kodiak, Frank,Thriller/Krimi,Winkelmann, Andreas | RSS 2.0 | TB | Comments off
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