Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Rezension: Die Landkarte der Zeit

 

Autor:

Félix J. Palma
Verlag: Kindler
ISBN-10: 3463405776
Gebundene Ausgabe 720 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Unterwegs im Zeitenstrom

Zum Inhalt:

Der junge Andrew verliert seine große Liebe Marie an den Serienmörder Jack the Ripper. Auch acht Jahre danach noch in großer Verzweiflung sieht er nur den Ausweg des Freitods. Sein Cousin hält ihn davon ab, indem er ihm vom Unternehmen Zeitreisen Murray berichtet und von der Möglichkeit mit dessen Hilfe Maries Leben zu retten.

Die modern eingestellte Claire ist des Lebens im London gegen Ende des 19. Jahrhunderts überdrüssig und will mit Hilfe von Zeitreisen Murray im Jahr 2000 einen neuen Anfang wagen, zumal sie sich in einen Hauptmann aus der Zukunft verliebt hat. Dieser reist ihr in ihre Gegenwart nach und schreibt glühende Liebesbriefe mit Hilfe des Schriftstellers H. G. Wells.

Ein Inspektor des Scotland Yard soll drei Morde aufklären, die mit Waffen aus der Zukunft begangen wurden. Wird er sich im Dschungel der Zeitreisenden zurechtfinden?

Meine Meinung:

Dies sind die drei Hauptgeschichten, in die der wunderbare Roman von Felix J. Palma aufgeteilt ist. Der Erzähler nimmt den Leser an die Hand und führt ihn durch die Geschehnisse, die voneinander getrennt und doch alle miteinander verquickt sind. Der Autor spielt auf unheimlich gekonnte Weise mit den Erwartungen des Lesers, um ihn dann doch immer wieder zu desillusionieren. Wie immer man denkt, es geht weiter, es kommt doch anders.

Das Buch ist ebenso eine Hommage an den großen H. G. Wells wie an das Genre der Zukunftsromane der damaligen Zeit überhaupt. Die so gefährlichen Logiklöcher bei Zeitreiseromanen umgeht Palma brillant. Wenn es auch nicht einfach ist, den Erklärungen über die Auswirkungen der Eingriffe in die Vergangenheit zu folgen, so macht dieses aufmerksame Lesen den Genuss erst perfekt. Die wunderschöne Schreibweise, von kunstvollen Schachtelsätzen bis hin zu schmerzlich schöner Poesie, ist dann noch das I-Tüpfelchen auf einer Reise durch die Zeit, die den anspruchsvollen Leser begeistern wird.

 

This entry was posted on Donnerstag, 16. Juni 2011 and is filed under "Literatur allg., Palma, Félix J.". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. You can leave a response here, or send a trackback from your own site.

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