Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Rezension: “Ein Lied für meine Tochter”

 

Autor:

Jodi Picoult
Verlag:

Bastei Lübbe

ISBN-10:

3431038573

Gebundene Ausgabe 571 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

Brisantes Thema packend umgesetzt

Zum Inhalt:

Max und Zoe Baxter sind nach mehreren erfolglosen Versuchen endlich dabei, ein Baby zu bekommen. Doch es kommt erneut zu Komplikationen und schließlich einer Totgeburt. Zoe will trotz schwerer gesundheitlicher Probleme ihren Traum nicht aufgeben, Max jedoch entscheidet sich dagegen und reicht die Scheidung ein. Während eines Unfalls unter Alkoholeinfluss hat er eine Erscheinung und findet zu Gott. Zoe stürzt sich dagegen voll in ihre Arbeit als Musiktherapeutin, wo ihr häufig die lebenslustige Vanessa begegnet.

Bald muss sie erkennen, dass sie mehr als Freundschaft für sie empfindet. Beide verlieben sich, heiraten und wollen ihre Beziehung mit einem Baby krönen. Was läge näher, als die noch eingefrorenen Embryonen aus Zoes Ehe mit Max für Vanessa zu verwenden, da sie selbst aufgrund einer Totaloperation nicht mehr schwanger werden kann? Doch Max muss seine Zustimmung geben. Sein neuer Glaube steht dem entgegen. Viel lieber würde er die Embryonen seinem Bruder Reid und dessen Frau Liddy spenden, die ebenfalls schon lange einen Kinderwunsch hegen. Es kommt zum erbitterten Prozess, wobei beide Parteien sich nichts schenken. Kann es überhaupt ein Happy End geben?

Meine Meinung:

In ihrem neuen Roman greift Jodi Picoult wie gewohnt ein vor allen in den USA sehr brisantes Thema auf. Die Rechte homosexueller Paare sind dort wohl noch wesentlich eingeschränkter als hier in Deutschland, wo auch, schon wegen der Verfahrensweise mit Embryonen, ein solcher Prozess wie hier im Buch undenkbar wäre. Um es besonders dramatisch zu machen, stellt sie den zwei liebenden Frauen den Ex-Mann gegenüber, welcher über nicht gerade viel Rückgrat verfügt, und sich deshalb sehr leicht von einer erzkonservativen Glaubensgemeinschaft hat vor den Karren spannen lassen.

Im ersten Viertel des Buches wird dem Leser einiges zum Verdauen gegeben und die vielen Schicksalsschläge erscheinen etwas zu geballt. Im weiteren Verlauf bekommt man einen guten Einblick in die Arbeit einer Musiktherapeutin und die Autorin hat dazu sogar einen eigenen Soundtrack zum Buch entwickelt (Texte von ihr und Gesang durch Ellen Wilber), der auf ihrer Homepage anzuhören ist. Die Musik ist sicher nicht jedermanns Geschmack, aber schon eine tolle Idee.

Der Roman findet seinen Höhepunkt mit dem Prozess und dem Kampf um die eingefrorenen Embryonen. Hier glänzen die manchmal ein wenig übertrieben lustig wirkende Anwältin der Frauen und der so typische karrierebewusste Anwalt ohne Skrupel von Max. Von den Hauptfiguren habe ich neben Zoe auch Vanessa ins Herz geschlossen. Als Nebenfigur möchte ich vor allem Zoes Mutter sehr positiv hervorheben, die absolut loyal hinter ihr steht.

Durch die abwechselnde Erzählweise aus der Ich-Perspektive von Zoe, Max und Vanessa bekommt der Leser einen sehr guten Eindruck in deren jeweilige Gefühlswelt, vor allem auch durch Rückblicke in die Vergangenheit. Ich fand auch toll, dass im Prozess beide Parteien ausgiebig zu Wort kamen und ihre Sichtweise darstellen konnten. Der Leser mag nun selber entscheiden, welcher Seite er sich mehr zugehörig fühlt.

Mit bis zum Ende immer wieder überraschenden Wendungen fesselt Jodi Picoult ihre Leser und schafft es gleichzeitig ein Plädoyer für Gerechtigkeit und Toleranz abzugeben. Weil es mir am Ende alles ein bisschen zu schnell ging und für mich wichtige Fragen leider ungeklärt blieben, gebe ich einen halben Punkt Abzug und damit 4,5 Sterne für diesen gelungenen Roman von Jodi Picoult.

This entry was posted on Montag, 20. August 2012 and is filed under "Frauen, Literatur allg., Picoult, Jodi". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. You can leave a response here, or send a trackback from your own site.

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