Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Category: Lelic, Simon

 

Autor:

Simon Lelic
Verlag: Droemer
ISBN-10:

342619869X

Gebundene Ausgabe 352 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Mobbing ist kein Kavaliersdelikt

Inhalt:

An einer Londoner Eliteschule läuft der Geschichtslehrer Samuel Szajkowski Amok. Drei Schüler und eine Lehrerin werden zu Opfern, bevor er sich selbst richtet. Aus Sicht der Schule und der Entscheidungsträger der Polizei ist der Fall klar und die ermittelnde Beamtin Lucia May soll so schnell wie möglich zu einem Abschluss kommen. Doch sie beginnt unbequeme Fragen zu stellen nach dem Warum, entdeckt weitere Ungereimtheiten an der Schule und muss sich selbst gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wehren. Ihr Kampf für die Wahrheit fordert ihr alles ab.

Meine Meinung:

Das Thema Amoklauf ist nach wie vor so aktuell wie brisant und Simon Lelic gelingt es in seinem Debütroman, dies auch eindrucksvoll rüberzubringen. Bei ihm ist es, anders als in den meisten Fällen, ein Lehrer, der Amok läuft. Eine Person, die doch weitaus gefestigter und stabiler als zum Beispiel ein Teenager sein sollte. In Gesprächen mit Schülern, Eltern und Kollegen deckt die Ermittlerin Lucia May den Leidensweg von Samuel Szajkowski, aber auch anderer Opfer von Mobbing auf.

Neben der normalen Erzählperspektive zu den Handlungen von Lucia wurde hier noch eine andere Form gewählt, mit der ich mich zugegebenerweise ein wenig schwer getan habe. Es werden die Tonbandprotokolle der Gespräche wiedergegeben, allerdings nur jeweils die Antworten. Die Fragen muss man sich denken und meist wird auch erst nach einiger Zeit klar, wer hier überhaupt zu Wort kommt. Mitunter schweifen die Erzählenden auch ab und so schleicht sich ein wenig Langeweile ein. Allerdings wurde hier die sprachliche Ausdrucksform sehr differenziert gestaltet, sodass der Leser sofort erkennen kann, ob ein Lehrer, Elternteil oder Schüler spricht.

Das Buch prangert zwar die Teilnahmslosigkeit, Ignoranz und das Ellenbogendenken der Beteiligten an, zeigt allerdings auch wenig Auswege auf. Gerade in der heutigen Zeit, wo Mobbing ja nun wirklich kein totgeschwiegenes Phänomen mehr ist, sollte es doch noch andere Mittel als die Flucht oder eine Klage vor Gericht geben. Persönlich Betroffene, die sich von diesem Buch vielleicht einen Lösungsansatz versprechen, werden dabei keinen Erfolg haben.

Trotz allem hat das Buch eine aufrüttelnde Wirkung und veranlasst vielleicht doch den einen oder anderen etwas genauer hinzuschauen.

Kerstin at Dienstag, Juli 3rd, 2012 | Filed under: Lelic, Simon,Literatur allg. | RSS 2.0 | TB | No Comments
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