Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Rezension: “Ich heirate einen Arsch”

 

Autoren:

Kerstin Hohlfeld
Leif Lasse Andersson
Verlag: Knaur
ISBN-10: 3426516349
Taschenbuch 345 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Realitätsnahe Lovestory mit bittersüßem Ende

Inhalt:

Den privilegierten Chefredakteur des Monday, Björn Bengt Becker, hat es so richtig erwischt. Luisa Stein, die neue Redaktionsassistentin, hat mehr zu bieten als die Frauen, die üblicherweise in sein Beuteschema gehören. Für sie will er sich komplett ändern. Auch Luisa hat schon bald nur noch Augen für Björn, und obwohl kaum einer ihrer Liebe eine Chance gibt, wagen sie schlussendlich sogar den Gang zum Traualtar. Doch hat ihre Liebe wirklich das Potenzial, gegen alle Widerstände zu bestehen?

Meine Meinung:

„Ich heirate einen Arsch“ – allein schon der Titel ist, sagen wir, ungewöhnlich. Dieser und auch der Klappentext deuten auf einen lustigen Chick-lit-Roman hin, in dem natürlich ein Happy-End nicht fehlen darf. Aber genau das alles trifft nicht wirklich zu. Gerade das Ende polarisiert und ich habe auch sehr lange darüber nachdenken müssen, wie ich es nun eigentlich finde. Allein schon diese Tatsache macht für mich ein gutes Buch zu einem sehr guten.

Kerstin Hohlfeld hat hier gemeinsam mit Leif Lasse Andersson einen sehr realistischen Liebesroman geschrieben. Immer abwechselnd lassen sie jeweils ihren weiblichen bzw. männlichen Part zu Wort kommen. Dabei bringt der Autor durch seine jahrelange Tätigkeit als Redakteur nicht nur große Authentizität in die Geschichte, sondern versteht es auch ausgezeichnet, die männliche Gedankenwelt in Worte zu fassen. Genau so muss es wohl klingen, wenn Männer unter sich reden. Aber auch Kerstin Hohlfeld überzeugt mit großem Talent, Gefühle erlebbar zu machen.

Natürlich gibt es auch einige humorvolle Szenen, die das Ganze immer wieder auflockern, aber schlussendlich erfährt der Leser hier den Verlauf einer Beziehung, wie sie wirklich jedem passieren könnte. Sind die Sympathien anfangs noch klar verteilt, ändert sich das im Verlaufe des Romans. Der arrogante, selbstherrliche Aufreißer Björn wird zu Wachs in Luisas Händen. Sie dagegen – jung, klug, ehrgeizig – weist mit der Zeit immer mehr Charaktereigenschaften auf, die sie Sympathiepunkte kosten.

Der Schluss, nun ja, für viele wird er vielleicht enttäuschend sein. Aber ich frage mich wirklich, ob ein anderer nicht letzten Endes auch zu einer Enttäuschung geführt hätte. Schon klar, beim Happy-End wird abgeblend … Jedoch kristallisieren sich im Laufe des Romans so viele Unterschiede, Zweifel und Unsicherheiten bei beiden heraus, dass genau dieses Ende das einzig Richtige zu sein scheint. Ich bin mir sicher, ein Leben lang Kompromisse einzugehen, tötet selbst die größte Liebe. Luisas Mutter ist da das beste Beispiel. Von daher bin ich rundum zufrieden mit diesem erfrischend anderen Schluss, der sich wohltuend von anderen Werken des Genres abhebt.

This entry was posted on Donnerstag, 13. November 2014 and is filed under "Andersson, Leif Lasse, Frauen, Hohlfeld, Kerstin, Liebesroman". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Responses are currently closed, but you can send a trackback from your own site.

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