Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Category: Biografie

 

Autor:

Malte Herwig
Verlag: Molden
ISBN-13: 978-3222151125
Gebundene Ausgabe 128 Seiten
Persönliche
Wertung:

Wie der Mörder Jack Unterweger mittels Sprache beeinflusste

Inhalt:

Der zu lebenslänglicher Verwahrung verurteilte Jack Unterweger, der sich während seiner Haft zum Schriftsteller gemausert hat, kommt 1990 auf Druck der Öffentlichkeit, vor allem der Kulturszene, frei. Wiens Schickeria hofiert ihn, die Presse feiert ihn. Jahrelang kann er weitermorden, sogar in Amerika, bis sich die Schlinge um ihn erneut zuzieht. Der Autor Malte Herwig bringt neue Dokumente und Zeitzeugenberichte ins Spiel, lässt den Mörder in Originalmitschnitten selbst zu Wort kommen und entlarvt so sein psychologisch geniales Spiel mit seinen Mitmenschen.

Meine Meinung:

Ich mag True Crime und besonders abgründige Serienmörder finden mein Interesse. Da Unterwegers erster Mord während meiner Kindheit stattfand (und in der DDR ohnehin keine Rolle spielte) und auch seine Freilassung erst kurz nach der Wende, hatte ich tatsächlich noch nicht von ihm gehört und mich auf das Buch gefreut.

Leider konnte ich jedoch mit dem Stoff so gar nicht warmwerden. Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt. Der erste und größte behandelt Unterwegers Aufstieg zum Poeten während seiner Gefängniszeit. Dieser war für mich sehr mühselig zu lesen und ich musste mich streckenweise durchquälen. Bei mir entwickelte Jacks Sprachvermögen jedenfalls keinen Sog und ich konnte die Faszination fast der kompletten Literaturszene nicht wirklich nachvollziehen, zumal das meiste davon abgeschrieben war, wie man hier erfuhr. Ich könnte mir vorstellen, dass dies bei einer persönlichen Begegnung mit ihm anders gewesen wäre, nicht umsonst sind ihm Frauen jeden Alters und aus jeder Gesellschaftsschicht verfallen. Hier konnte man schon das klassische Bild eines charismatischen Psychopathen erahnen.

Der zweite Teil behandelt seine Zeit in Freiheit und streift dabei auch die Morde, aber auch nur sehr am Rande. Schließlich gibt es noch einen sehr kurzen letzten Abschnitt, der sein Ende besiegelt.

Interessant ist der Blickwinkel, aus dem erzählt wird, denn Malte Herwig fungiert eigentlich nur als Informationsgeber und ein unbekannter Autor, selbst vom ersten bis vermutlich zu seinem letzten Tag der Faszination des Jack Unterweger erlegen, muss nach und nach erkennen, dass er einer Illusion nachgejagt ist und sich von einem mit allen Wassern gewaschenen Massenmörder hat blenden lassen.

Insgesamt wird sehr rational und ohne Emotionen berichtet. Die Opfer sind einfach nur Namen und Alter, über die Person Jack Unterweger erfährt man eigentlich nicht mehr, als schon im Klappentext steht. Mir hätte ein tieferer Blick in seine Kindheit, Entwicklung usw. gefallen, mehr zum ersten Mord und wie es zu den folgenden kam. Mich konnte das Buch nicht wirklich fesseln und es gibt somit diesmal auch keine Empfehlung für Fans des Genres.

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Kerstin at Freitag, Januar 19th, 2024 | Filed under: Biografie,Herwig, Malte,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Heike Koschyk
Verlag: Goldmann
ISBN-13: 978-3442206322
Taschen-
buch:
412 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Großartiges Familienporträt, das ich so nicht erwartet hätte

Inhalt:

Der junge Otto Lagerfeld will wie sein Vater ein erfolgreicher Kaufmann werden, der auch international tätig ist. Daher führt ihn sein erster Weg nach Südamerika und später wird er dann in Wladiwostok ansässig. Sein Plan ist jedoch, irgendwann nach Hamburg zurückzukehren und seinen Traum der eigenen Firma zu verwirklichen. Auch die Hoffnung auf eine Verbindung mit Theresia, der Schwester seines besten Freundes, nährt diesen Wunsch. Doch der Erste Weltkrieg bedeutet Gefangenschaft in Sibirien für ihn und sein Ziel liegt in weiter Ferne …

Meine Meinung:

Mit Begeisterung habe ich diese großartig recherchierte Familiengeschichte gelesen. Bisher habe ich, wie wahrscheinlich die meisten, den Namen Lagerfeld nur mit dem Modezar Karl in Verbindung gebracht, aber welch interessantes Leben bereits sein Vater vorzuweisen hatte, erfuhr ich erst durch diesen Roman.

Er deckt Otto Lagerfelds Leben von 1887 bis zum Tod seiner ersten Ehefrau und großen Liebe Theresia 1921 ab. Karl entsteht erst in der Verbindung mit seiner zweiten Ehefrau, findet also hier noch gar nicht statt, falls es Leser darauf abgesehen hatten.

Wir begleiten Otto auf seinen Reisen in exotische Länder, wo er sich die ersten Sporen als Kaufmann verdient, und freuen uns über seine Erfolge in der russischen Metropole Wladiwostok. Otto ist ein zielstrebiger, fleißiger und ehrenhafter Mann, der geradlinig sein Ziel verfolgt, was ihn mir sehr sympathisch machte. Aber auch von den Leben seiner Geschwister erfahren wir, wobei Paul einen größeren Platz einnimmt, der ein völlig anderer Typ Mensch ist.

Ich fand es großartig, wie die historischen Ereignisse mit ungeheurer Detailgenauigkeit in den Roman eingeflochten wurden. Man hat ja schon einiges aus jener Zeit gelesen, aber dennoch war für mich noch einiges Neue dabei. So habe ich mich auch keine Minute gelangweilt und bin begeistert dem Weg der Familie Lagerfeld gefolgt. Es versteht sich von selbst, dass der zweite Teil – Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld –, wo die Geschichte fortgeführt wird, bereits in den Startlöchern steht.

Fans biografischer wie historischer Romane, die Wert auf Authentizität legen, sollten bei dem Buch voll auf ihre Kosten kommen.

Kerstin at Dienstag, Oktober 10th, 2023 | Filed under: Biografie,Historisch,Koschyk, Heike | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Isabell Horn
Verlag: Heyne
ISBN-13: 978-3-453-60625-8
Klappen-
broschur:
223 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Das unperfekte Leben – oder wie mich Depressionen veränderten

Zum Inhalt:

Schauspielerin Isabell Horn gab ihren Fans in den Sozialen Medien jahrelang Einblick in ihr vermeintlich perfektes Leben – bis sie eines Tages nicht mehr die Kraft dazu hatte. Diagnose: reaktive Depression. Und es ist nicht ihre erste. Ehrlich und authentisch berichtet Isabell von ihrem so gar nicht perfekten Leben, ihren dunkelsten Stunden und wie sie sich mit Hilfe und ganz viel Mut wieder ins Leben zurückgekämpft hat. Damit schenkt sie vielen Menschen Kraft, die immer noch lieber über das Tabuthema schweigen, und zeigt Wege auf, mit der Krankheit umzugehen.

Meine Meinung:

Als ich von dem Buch hörte, musste ich es sofort haben, weil das Thema mir persönlich sehr am Herzen liegt. Meine Mama kämpfte jahrelang erfolglos gegen Depressionen und ist zwischenzeitlich ein Pflegefall. Dadurch werde ich täglich damit konfrontiert und habe selbst immer wieder diese dunklen Phasen durchzustehen.

Die Beschreibungen von Isabell kann ich daher so gut nachvollziehen. Es war streckenweise, also würde ich in einen Spiegel schauen. Ich kenne die Schauspielerin tatsächlich nur dem Namen nach, da ich gerade zu dieser Zeit GZSZ und AWZ nicht schaute und ihre aktuelle Serie gar nicht. Aber durch ihre Offenheit und Ehrlichkeit war sie mir direkt sehr nah. Sie vermittelt eindrücklich, dass es möglich und es wert ist, gegen die Krankheit anzukämpfen.

Die im Buch enthaltenen professionellen Erklärungen zu Depressionen und Übungshinweise empfand ich als sehr hilfreich und werde versuchen, sie immer wieder praktisch anzuwenden.

Ich kann jedem, der auch nur im Ansatz betroffen ist, dieses Buch empfehlen und danke Isabell Horn, dass sie den Mut aufgebracht hat, mit diesem so wichtigen Thema an die Öffentlichkeit zu gehen.

Kerstin at Montag, Oktober 24th, 2022 | Filed under: Biografie,Horn, Isabell,Sachbuch | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Roland Kaiser (mit Sabine Eichhorst)
Verlag: Heyne
ISBN-13: 978-3453218178
Gebundene Ausgabe 396 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Auf der Sonnenseite des Lebens …

Zum Inhalt:

Wer kennt ihn nicht? Entertainer Roland Kaiser. Gerade in den letzten Jahren gibt es kaum eine Unterhaltungsshow im Schlagerbereich, wo er nicht zu Gast ist. Wie ihn die Politik in Deutschland von der Nachkriegszeit an geprägt hat, sein Weg zum erfolgreichen Sänger, aber auch seine Lungenerkrankung sind Themen dieser eindrucksvollen Biographie.

Meine Meinung:

Zugegeben, ich bin nicht der größte Fan von Roland Kaiser (Howard Carpendale war mir immer näher und eine Biographie von ihm würde mich noch einen Tick mehr interessieren), aber seine Musik hat mich natürlich mein ganzes Leben begleitet, meine Mama war Fan, ich kenne fast alle seine Liedtexte, zumindest die älteren, und gerade in den letzten Jahren kommt man an ihm einfach nicht mehr vorbei. Da ich ihm ein bewegtes Leben zutraute und gern auch mal hinter die Fassade der Künstler blicke, fand seine Biographie also mein Interesse.

Und ich muss sagen, ich bin wirklich beeindruckt davon. Für Rolli-Fans ist das Buch ohnehin ein Muss, aber auch ziemlich viele andere Menschen dürften Gefallen an der Darstellung seines Lebens finden. Besonders interessant fand ich die Verknüpfung mit großen Ereignissen der deutschen Geschichte, die er als Berliner natürlich hautnah zu spüren bekam. Er war erst 9, als er den Mauerbau miterlebte, die Rede Willy Brandts vor dem Schöneberger Rathaus und auch 1963 die von John F. Kennedy (was ich ihm ein bisschen neide). Ebenso live sah er die Mauer wieder fallen.

Mehr durch Zufall und mit einer großen Portion Glück rutschte er ins Musikbusiness. Mit den richtigen Wegbegleitern war seine Karriere vorprogrammiert. Das Buch informiert über seine komplette musikalische Laufbahn, die Entstehung der Hits, wobei mir sein großer Einfluss auch als Texter nicht bekannt war. Und dann natürlich seine schwere Lungenerkrankung, nur eine Transplantation rettete ihn quasi in letzter Minute das Leben. Sein Kampf, den starken Mann zu geben, hat mich schon berührt, der Einsatz seiner großen Liebe Sylvia, bei der er endlich ein Zuhause und das Familienglück fand, sind nicht groß genug zu bewerten.

Seine besondere Liebe zu Dresden, der Erfolg der Kaisermania, macht mich als Sächsin natürlich stolz. Der ganz große Knall durch das Duett mit Maite Kelly, ein Hit, der auf keinem Tanzabend fehlen darf. Im nächsten Jahr wird Roland Kaiser 70 und denkt noch lange nicht ans Aufhören. In 2022 sind sechs Konzerte der Kaisermania geplant und auch diese werden sehr schnell restlos ausverkauft sein. Er trifft den Nerv vieler Generationen. Aber er teilt seinen Erfolg auch, engagiert sich sozial auf vielen Ebenen und bringt rüber, dass er nach wie vor nach den Werten seiner Pflegemutter lebt, die aus ganz einfachen Verhältnissen stammte. Sicher ist sein Engagement aus seiner privilegierten Stellung heraus nicht gar so weltbewegend, aber es gibt sicher genug, die nicht mal im Traum daran denken, etwas zurückzugeben.

Für mich war das Buch ein sehr informatives Kapitel deutscher, aber auch Schlagergeschichte und hat mir den Menschen Ronald Keiler, wie er eigentlich heißt, doch um einiges nähergebracht. Daher Empfehlung für alle politisch- und musikinteressierten Leser und für Kaiser-Fans natürlich ohnehin.

Kerstin at Sonntag, November 28th, 2021 | Filed under: Biografie,Kaiser, Roland | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Gerry Friedle
Verlag: Ecowin Verlag
ISBN-13: 978-3711002938
Gebundene Ausgabe 176 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

Sei du selbst und glaub an dich

Inhalt:

DJ Ötzi ist nicht nur eingefleischten Schlagerfans ein Begriff. Viele seiner Hits wie „Anton aus Tirol“, „Hey Baby“ oder auch „Ein Stern …“ wurden Kassenschlager und mit Auszeichnungen überhäuft. Wo er mit seiner weißen Mütze – seinem Markenzeichen – auftritt, ist gute Stimmung vorprogrammiert. Doch was sind seine Wurzeln, wie gelang es ihm, der erfolgreiche Künstler zu werden? Wer ist der inzwischen 50jährige Gerry Friedle wirklich? Seine Autobiographie verrät es uns.

Meine Meinung:

Ich würde nicht sagen, dass ich einer der größten DJ Ötzi-Fans bin, aber seine Party-Musik macht einfach Laune und er wirkte auf mich immer sehr sympathisch. Jedoch liebe ich es, abseits vom Scheinwerferlicht hinter die Fassade eines Künstlers zu blicken, weshalb ich auf die Biographie von Gerry Friedle neugierig war.

Mit der Darstellung seiner wahrhaft nicht leichten Kindheit hatte er mich dann auch direkt gepackt. Man muss einfach mitfühlen mit dem kleinen Gerry, ungewollt, gehänselt, oft krank, der sich erst in seiner eigenen kleinen Familie angekommen und angenommen fühlt. Er hat einfach nie aufgegeben, viel aus dem Herzen statt mit dem Verstand entschieden und letzten Endes ebnete dies ihm den Weg zum Erfolg. Er fand schnell heraus, dass die Musik sein Lebensziel ist. Vom Karaokesänger über den gefeierten DJ wurde aus ihm einer der größten Musikexporte Österreichs.

Friedle ist getrieben davon, die Menschen mit seiner Art des Entertainments glücklich zu machen, zurückzugeben was ihm zuteilwurde und geht dabei schon mal über seine Grenzen hinaus. Ruhe und Halt findet er bei seiner Frau Sonja und seiner Tochter Lisa-Marie. Er geht mutig seinen manchmal auch spirituellen Weg und stellt sich immer wieder neuen Herausforderungen.

Natürlich sind die meisten der Erkenntnisse aus dem Buch – Glaube an dich! Lebe den Moment! Liebe dich selbst! Entscheide mit dem Herzen! – keine wirklich neuen. Sie im realen Leben umzusetzen, dazu braucht es dann aber doch großen Mut, Selbstvertrauen und vor allem den Zusammenhalt mit den Liebsten. Ich nehme Gerry Friedle seine Demut ab, was er schreibt, ist authentisch und ehrlich.

Der Mittelteil des Buches enthält einige private Fotos, die einen guten Überblick seines Lebensweges verschaffen. Seine zeitgleich erschienene neue CD „Sei du selbst“ ist sicher eine gute Ergänzung zum Buch, da die Songs persönlicher denn je sind. Ich freue mich, dass er musikalisch diesen Weg gegangen ist, denn ein Text, der aus dem Herzen kommt und aus dem die Gefühle des Künstlers sprechen, ist mir allemal lieber als eine erfolgreiche Coverversion, auch wenn sie noch so für Stimmung sorgt.

Kerstin at Mittwoch, November 10th, 2021 | Filed under: Biografie,Friedle, Gerry | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Alvaro Soler
Verlag: Penguin
ISBN-13: 978-3328602132
Gebundene Ausgabe 251 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Interessanter Einblick ins Leben des deutsch-spanischen Popstars

Inhalt:

Alvaro Soler: Mit der Single „El mismo sol“ begann die steile Karriere des sympathischen Popstars, der auf der ganzen Welt zu Hause ist. In dieser Künstlerbiografie vermittelt er seinen Fans, wie seine Kindheit verlief und er den Sprung ins Musikbusiness schaffte.

Meine Meinung:

Die Musik von Alvaro Soler mochte ich vom ersten Tag an, nicht zuletzt weil wir die meisten seiner Songs im Zumba-Kurs vertanzen und viel Spaß dabei haben. Der Rhythmus geht einfach ins Blut und verursacht immer eine positive Stimmung. Näher kennenlernen durfte ich den Sänger durch seine Teilnahme bei „Sing meinen Song“. Hier fiel mir besonders auf, wie bodenständig und sympathisch er ist. Inzwischen internationaler Star, kommt er dennoch wie der nette Junge von nebenan rüber.

Im Buch berichtet er über seine Herkunft, die Kindheit in Japan, die Rückkehr nach Spanien und damit verbundene Umstellung. Sein großer Durchbruch durch das Duett mit Weltstar Jennifer Lopez ist ebenso Thema wie seine Gedanken zur Rettung des Planeten oder seine Leidenschaft fürs Kochen.

Er versucht, möglichst nachhaltig zu leben, engagiert sich für Kinder in Not und ist doch am liebsten von Freunden und Familie umgeben. Sein Zuhause (derzeit in Berlin) ist überall dort, wo liebe Menschen ihn umgeben. Man spürt beim Lesen sein großes Herz, den Mut, sich allen Problemen entgegenzustellen und die positive Einstellung zum Leben, die er gern weitergibt. Er hat seinen eigenen Stil gefunden und bleibt ihm treu, unabhängig davon, was andere sagen.

Große Erkenntnisse hat das Buch mir jetzt nicht verschafft, aber es ist ein Porträt eines am Boden gebliebenen Künstlers und man schließt ihn beim Lesen noch ein wenig mehr ins Herz. Großes Plus sind die vielen sehr schönen privaten Fotos, die jeden Fan begeistern werden. Für diese ist das Buch natürlich ein Must-have, aber auch wer nur seine Musik und fröhliche Ausstrahlung mag, wird sich gut unterhalten fühlen.

Kerstin at Dienstag, November 2nd, 2021 | Filed under: Biografie,Soler, Alvaro | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Robert Krause
Verlag: Rowohlt
ISBN-13:

978-3-499-00040-9

Taschenbuch: 348 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Eine Entscheidung, die ein Leben verändert …

Inhalt:

Als sie am 13. August 1961 in München in den Interzonenzug D-151 Richtung Ost-Berlin steigen, ahnen die meisten der Mitreisenden nicht, dass sie in den nächsten dreieinhalb Stunden die Entscheidung ihres Lebens treffen müssen. Zurück in ihr gewohntes Umfeld, die Heimat, Familienangehörige oder einen kompletten Neustart im „goldenen“ Westen. Denn bald wird das Gerücht zur Tatsache. Es wird eine Mauer gebaut zwischen Ost und West, und es gibt vermutlich kein Zurück.

Familien mit den unterschiedlichsten Hintergründen, Geheimnissen sowie Zukunftsträumen, eine Musikband, eine Spitzensportlerin mit ihrer Trainerin, ein Kommissar und schließlich die erste Lokführerin der DDR. Sie alle stehen vor der Wahl und haben keine Ahnung, was die Zukunft für sie bereithält.

Meine Meinung:

Das Thema des Buches hat mich sofort fasziniert und ich bin ehrlich froh, dass ich eine solch lebensverändernde Entscheidung bisher niemals habe treffen müssen. Es erzählt ein Stück deutsch-deutsche Geschichte und dafür bin ich immer empfänglich.

Anfangs mag die Vielzahl der Lebensgeschichten, die beleuchtet werden, etwas verwirrend für den einen oder anderen Leser sein, aber sie sind dann doch wieder so unterschiedlich, dass man sehr schnell einen Zugang zu jeder findet und gespannt den Verlauf beobachten kann. Ich fühlte mich den Protagonisten sehr nah, konnte ihr Hadern, die Zweifel und die Hoffnung sehr gut nachvollziehen. Dabei gibt es immer wieder überraschende Wendungen, sodass es wirklich keine Minute langweilig wird.

Ich gehöre zu einem Jahrgang, wo die Mauer schon lange gelebte Tatsache war und einfach dazugehörte. Doch sie trennte mich auch viele Jahre von meiner geliebten Oma, von ein bis zwei Besuchen im Jahr abgesehen. Leider hat sie den Mauerfall nicht mehr erleben können, was uns sicher wieder zusammengeführt hätte.

Ich habe mir bewusst den Film dazu noch nicht angesehen, um die Eindrücke nicht zu verwischen, werde das aber nun nachholen. Auf jeden Fall hat mich der Roman ausgesprochen gut unterhalten und im Hinterkopf hatte ich stets die Frage: Wie hättest du dich entschieden? Und ein klein bisschen hätte ich wirklich gern gewusst, wie es den einzelnen Figuren in der Zukunft ergangen ist und ob sie wirklich ihr Glück gefunden oder die Entscheidung vielleicht bereut haben.

Für geschichtlich Interessierte sowie für Familiendramen empfängliche Leser kann ich das Buch unumwunden empfehlen. Es reißt einen mit und wirkt noch längere Zeit nach.

Kerstin at Samstag, August 21st, 2021 | Filed under: Biografie,Historisch,Krause, Robert | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Matthew McConaughey
Verlag: Ullstein
ISBN-13: 978-3550201707
Gebundene Ausgabe 304 Seiten
Persönliche
Wertung:

 


Überraschendes vom Hollywood-Star

Zum Inhalt:

Matthew McConaughey zählt fünfzig Jahre, als er beschließt, seine bisherige Lebensreise zu Papier zu bringen. Meist auf der Sonnenseite des Lebens hadert jedoch auch er wie jeder Mensch hin und wieder mit seinem Schicksal, muss sich stets neu beweisen, ist auf der Suche nach dem Sinn, den er im Hier und Jetzt findet. Seine Ampel steht stets auf Grün, auch wenn er manchmal mehrmals Anlauf nehmen muss. Eine unerwartet literarische Autobiografie, die den Schauspieler in einem noch mal ganz anderen Licht zeigt, als es die Leinwand bisher vermochte.

Meine Meinung:

Ich muss gestehen, ich kenne Matthew McConaughey überwiegend aus seinen romantischen Komödien, die bei mir immer ein gutes Gefühl hinterließen. Warum auch nicht, er ist ein attraktiver Mann, die Herzen fliegen ihm zu. Seine ernsteren Werke und vor allem seinen wohl größten Erfolg „Dallas Buyers Club“, für den er den Oscar erhielt, kenne ich nicht mal. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass mehr in ihm steckt.

Seine Autobiographie „Greenlights“ hat mir dies eindrucksvoll bewiesen. Er berichtet über seine gar nicht mal so leichte Kindheit, die auch von Gewalt geprägt ist. Die Erfahrungen seiner Jugend, die nicht ohne Rückschläge auskommen, seinen Einstand in Hollywood. Vieles scheint ihm geradezu zuzufliegen, von dem andere nur träumen, aber er legt Wert darauf, seinen eigenen Weg zu gehen. Schonungslos ehrlich erzählt er von Niederlagen, Erfolgen, aber auch falschen Entscheidungen. Sein starker Glaube hat mich beeindruckt, ebenso wie seine Leidenschaft und das Engagement, das er für seine Rollen aufbringt. Wie seine Traumfrau in sein Leben tritt, ist selbst einer Hollywood-Romanze würdig.

Ich hatte mich für die E-Book-Version des Buches entschieden, was ich im Nachhinein etwas bedauere. Denn die häufig vorkommenden Randnotizen, Gedichte und Gedanken sind unheimlich inspirierend, aber da in Bildform, oft winzig klein gedruckt, daher leider nicht vergrößerbar und was viel schlimmer ist, oft auch unvollständig, da die letzten Zeilen schlicht fehlen. Das zerstörte so manchen guten Text.

Definitiv hat mich Matthew McConaughey aber als Autor überrascht, berührt und auf jeden Fall inspiriert, seine komplette Filmografie einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Ein Mann, dessen Einstellung zum Leben man sich zum Vorbild nehmen sollte, jemand, der weiter unbeirrt seinen Weg gehen wird und von dem sicher noch einiges zu erwarten ist.

Kerstin at Donnerstag, Juli 8th, 2021 | Filed under: Biografie,McConaughey, Matthew | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Michael Lichtwarck-Aschoff
Verlag: Hirzel Verlag
ISBN-13: 978-3777629179
Gebundene Ausgabe 283 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Dunkelstes Kapitel in Robert Kochs Geschichte

Inhalt:

Der Nobelpreisträger Robert Koch war ohne Frage eine Koryphäe auf seinem Gebiet und ging als Lichtgestalt in die Medizingeschichte ein. Doch es gibt auch Schatten auf seiner weißen Weste. Michael Lichtwarck-Aschoff beleuchtet diese und bringt dem Leser den Bakterienforscher und seine Beweggründe näher.

Meine Meinung:

Näheres über den berühmten Bakteriologen, dessen Name gerade heutzutage ständig zu hören ist, zu erfahren, fand mein Interesse. Mit dem Buch „Robert Kochs Affe“ habe ich mich jedoch schwergetan und kam nur schleppend voran.

Es ist in drei Abschnitte eingeteilt. Zuerst erfährt man über die Lebens- und Arbeitsweise Kochs im Berlin von 1903, in der ein Affe in Husarenuniform eine tragende Rolle spielt. Die Sinnhaftigkeit hat sich mir nicht wirklich erschlossen.

Dann, den größten Teil des Buches einnehmend, erfahren wir über Kochs Expedition ins „Schutzgebiet“ Deutsch-Ostafrika, wo er versucht, der Schlafkrankheit, die von der Tsetsefliege übertragen wird, Herr zu werden. Hier erfährt der Leser mittels eines Überlebenden der Expedition von unmenschlich anmutenden Versuchen an den Eingeborenen, um auf Teufel komm raus die Kolonisierten zu schützen. In seinem Wahn, dass der menschliche Körper ein absolut reines Gefäß sein muss, überschreitet er viele Grenzen und führt einen skrupellosen wie erfolglosen Kampf. Seiner Meinung nach müssten ganze Landstriche vernichtet, die Infizierten in Lagern separiert werden. Vieles wiederholt sich in diesem Abschnitt und es wird zwischendurch ziemlich langweilig, wobei die vorgenommenen Untersuchungen bzw. Heilungsversuche echtes Entsetzen auslösen.

Im dritten für mich eigentlich interessantesten Teil schließlich geht es um „Typhoid Mary“ in New York. Die aus Irland eingewanderte Mary Mallon war ein sogenannter „gesunder Träger“ von Typhusbazillen. Selbst nie erkrankt, steckte sie zahllose Menschen, in deren Häusern sie als Köchin arbeitete, unbewusst an. Drei starben, viele überlebten nur knapp. Sie wurde daraufhin zeit ihres Lebens, an die 26 Jahre, in Quarantäne weggesperrt. Koch, 1908 auf Amerikareise, will ihr helfen, erkrankt jedoch selbst schwer und muss sich über Monate einiger Prozeduren unterziehen, die er unbekümmert über Jahre seinen Probanden zumutete. Möglicherweise hat ihn das ein wenig zum Umdenken gebracht.

Der Schreibstil des Autors weiß in großen Teilen zu überzeugen, ist mitunter dennoch schwer verdaulich. Streckenweise ein wirklich zähes Lesevergnügen. Wissenschaftlich Interessierte könnten dennoch Gefallen daran finden, Robert Koch bei seinen Versuchen, die Welt von Erregern zu befreien, über die Schulter zu schauen.

Kerstin at Sonntag, Mai 9th, 2021 | Filed under: Biografie,Lichtwarck-Aschoff, Michael,Sachbuch | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Werner Milstein
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
ISBN-13: 978-3-579-07155-8
Taschenbuch: 207 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Beeindruckendes junges Leben – viel zu früh verloschen

Inhalt:

Anlässlich des im Mai 2021 anstehenden 100. Geburtstages der Widerstandskämpferin Sophie Scholl nimmt sich der Theologe Werner Milstein des leider viel zu kurzen Lebens dieser beeindruckenden jungen Frau an, deren Mut und Standhaftigkeit gerade in der heutigen Zeit noch immer beispielhaft sind. Zahlreiche Fotos, private Texte und Querverweise veranschaulichen ihren Werdegang und zeigen dabei auch die eher unbekannten Seiten der Sophie Scholl.

Meine Meinung:

Kaum einem wird der Name Sophie Scholl unbekannt sein, gehörte sie, gemeinsam mit ihrem Bruder Hans, doch fest zum Unterrichtsstoff an deutschen Schulen, und ich vermute mal in Ost wie West. Ihr tragisches Ende aufgrund ihres Einsatzes bei der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, wo sie sich mit großem Engagement gegen den Nationalsozialismus wendete – ebenfalls bekannte Tatsache. Aber da dürfte bei den meisten der Wissensstand auch enden.

Ich wollte mehr über Sophie erfahren und Werner Milsteins biografisches Sachbuch kam mir da gerade recht. So war ich sowohl überrascht von ihrer großen Religiosität als auch ihrer anfänglichen Begeisterung für das Regime, welches sie später so sehr verachtete, dass sie nicht zögerte, ihr Leben dafür aufs Spiel zu setzen. Die Nationalsozialisten waren geschickt darin, den Freiheitswillen der jungen Menschen in der Pubertät auszunutzen, um sie fest in ihren Reihen zu integrieren und quasi einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Wer nicht mitzog, war ein Außenseiter (siehe auch „Die Welle“).

Aber Sophie hat die Taktik schnell durchschaut und war entsetzt über die Verbrechen dieser Diktatur, erst recht als der Weltkrieg losbrach. Sie selbst schien lange auf der Suche, zwiegespalten, aber immer unangepasst. Mit der Entscheidung, endlich aktiv etwas zu tun, fand sie ihren Sinn im Leben, betrachtete sich als kleines Rädchen, aber doch wichtigen Anstoß auf dem Weg in eine Welt der Freiheit auf allen Ebenen.

Durch die vielen Fotos und Textdokumente (manche leider etwas schwer zu lesen) lernt der Leser Sophie Scholl, aber auch ihre Familie, Freunde und Weggefährten aufs Intensivste kennen. Ihre vielseitigen Talente und Interessen, vor allem im kulturellen Bereich, sowie ihr unerschütterlicher Glaube haben mich stark beeindruckt.

Ein etwas sorgfältigeres Lektorat/Korrektorat hätte dem Buch gutgetan. Einerseits sind einige Jahreszahlen und Namen falsch angegeben, andererseits weist es überdurchschnittlich viele orthografische Patzer auf. Das sollte bei Preis und Umfang des Buches nicht passieren (biete gern meine Unterstützung an).

Insgesamt kann ich Sophies Lebensgeschichte aber besonders dem biografieinteressierten jungen Leser ans Herz legen. Sie zeigt auf bewundernswerte Weise, dass Menschen selbst unter den schlimmsten Umständen für ihre Überzeugungen einstehen können und es sich immer lohnt, für Gerechtigkeit und Freiheit zu kämpfen.

Kerstin at Freitag, April 9th, 2021 | Filed under: Biografie,Historisch,Milstein, Werner | RSS 2.0 | TB | Comments off
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