Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Archives: Januar 2019

 

Autor:

Martina Wolf, Sabine Reiv
Verlag: Selfpublishing
ISBN: 9781533065537
Taschenbuch: 403 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Schlimmes Schicksal – Ausführung mehr als mangelhaft

Inhalt:

Die Schwestern Martina Wolf und Sabine Reiv haben in ihrer Kindheit Unvorstellbares erleben müssen. Ihr Alltag war gezeichnet von psychischer und physischer Gewalt. Sie haben lang gezögert, ihre Erlebnisse zu veröffentlichen, sich dann aber doch dafür entschieden, um aufzurütteln, die Mitmenschen zu animieren, genauer hinzuschauen und vielleicht rechtzeitig einzugreifen, denn ihnen war dies nicht vergönnt.

Meine Meinung:

Ich möchte die Erlebnisse der Schwestern keinesfalls kleinreden und bewundere sie für ihren Mut, ihre Kindheit auf diesem Weg der Öffentlichkeit nahezubringen. Obwohl einiges unglaubwürdig erscheint, was ich selbstverständlich nicht beurteilen kann, ist es ein wirklich schlimmes Schicksal, das betroffen macht. So weit, so gut. Dafür bin ich auch gewillt, mit viel Augenzudrücken, zwei Sterne in meine Bewertung einfließen zu lassen. Ich wünsche den Autorinnen positive Reaktionen und dass die gemeinsame Aufarbeitung des Erlebten sie persönlich vorwärts bringt.

Nun aber zu den negativen Punkten. Das Buch musste im Selfpublishing erscheinen, denn kein Verlag hätte hier auch nur im Ansatz an eine Veröffentlichung gedacht, zumindest nicht in dieser Form. Jedem Lektor hätten sich die Fußnägel aufgerollt bei dem notwendigen Überarbeitungspotenzial.

Kurzum, das Buch wurde weder lektoriert noch korrigiert. Auf der einen Seite stehen die unzähligen orthografischen Fehler, kaum ein Satz kommt ohne aus, die das flüssige Lesen fast unmöglich machen. Es müssen hunderte, wenn nicht an die tausend sein. Kommas völlig willkürlich, Groß- und Kleinschreibung, Wörter zusammengeschrieben, die niemals zusammengehören und eine furchtbare Grammatik. Dazu kommen jede Menge unnötige Füllwörter, stetige Wiederholungen, krude Satzkonstruktionen. Wenn man eine Sache zum zehnten Mal im gleichen Wortlaut liest, wird es dadurch nicht eindringlicher, sonst nervt irgendwann einfach nur.

Mein Mann hat das Buch auf einer Messe gekauft, ich hätte bereits beim fehlerhaften Klappentext Abstand genommen. In meinem Regal wird es trotz Signatur ganz sicher nicht landen. Vielleicht gab es ja inzwischen eine Überarbeitung und wir haben eine der ersten gedruckten Versionen bekommen. Ansonsten kann ich nicht verstehen, wie Amazon, die wie ich weiß bei fehlerhaften Manuskripten sonst immer sehr kritisch mit ihren Selfpublishern umgehen, dieses Machwerk weiterhin anbieten kann. Handwerklich einfach nur grottenschlecht, ein Ghostwriter wäre hier sicher die beste Lösung gewesen (macht jeder Promi so, der keine Ahnung vom Schreiben hat).

Es ist wirklich schade, aber die Ausführung überschattet den eigentlichen Inhalt des Buches so, dass es ein einziges Ärgernis ist, so viel Geld dafür ausgegeben zu haben.

Kerstin at Freitag, Januar 18th, 2019 | Filed under: Biografie,Reiv, Sabine,Wolf, Martina | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Kerstin Hohlfeld
Verlag: Ullstein Verlag
ISBN: 978-3-548-29174-1
Taschenbuch: 247 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Was wirklich zählt …

Inhalt:

Sophia hat alles, was man sich wünschen kann. Sie leitet eine große Werbekampagne, achtet auf Aussehen und vor allem Figur und bewohnt mit ihrem Freund Lukas eine tolle Wohnung. Nur ihre Familie passt so gar nicht in ihr aktuelles Weltbild. Die sind ihr mit ihren traditionellen Werten und altmodischen Ansichten eher peinlich, was sie sie bei dem unvermeidlichen Adventsessen auch deutlich spüren lässt. Doch dann begeht sie einen folgenschweren Fehler und steht plötzlich kurz vor dem Weihnachtsfest ganz allein da. Ist es zu spät aufzuwachen und ihren Mitmenschen zu zeigen, was wirklich in ihr steckt?

Meine Meinung:

Ich war aus persönlichen Gründen ein wenig zu spät dran für diesen zweiten (nach „Bevor die Stadt erwacht“) Weihnachtsroman von Kerstin Hohlfeld, aber das tat meiner Begeisterung keinen Abbruch. Natürlich passt die warmherzige Geschichte am besten in die schönste Zeit des Jahres, aber weiß ganz sicher auch zu jeder anderen Zeit, die Herzen zu berühren.

Die Autorin hat hier wunderbare Charaktere erschaffen. Sophia selbst macht es dem Leser anfangs schwer, sie zu mögen, ist sie doch so in ihrer karrierebetonten Welt gefangen, dass sie all ihre Mitmenschen, besonders die Familie, dir ihr stets herzlich entgegenkommt, vor den Kopf stößt. Aber es ist nie zu spät und die Wandlung, die die Hauptfigur durchmacht, ist sehr gut nachzuvollziehen. Die Liebesgeschichte zwischen Sophia und Lukas spielt eher eine Nebenrolle, vielmehr liegt der Fokus auf dem Zusammenhalt der Familie, Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und den wirklich wichtigen Werten in der heutigen schnellen Zeit. Dass erneut soziale Brennpunktthemen angesprochen werden, fand ich richtig gut.

Kerstin Hohlfeld hat einen unglaublich fesselnden Schreibstil, sodass die Seiten nur so dahingeflogen sind. Es ist ihr gelungen, mich emotional tief zu berühren, was nicht ohne ein paar Tränen am Ende abging, und ein paar eigene Gedanken wieder ins rechte Licht zu rücken.

Ich kann den Roman Weihnachtsliebhabern und allen, die es werden wollen, nur wärmstens empfehlen. Er bringt die eigentliche Bedeutung des Fests der Liebe gekonnt zum Ausdruck und sorgt in der kalten Jahreszeit für ein anheimelnd wohliges Gefühl.

Kerstin at Dienstag, Januar 15th, 2019 | Filed under: Frauen,Hohlfeld, Kerstin,Liebesroman,Spirituell | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Julia Hanel
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3-548-29118-5
Taschenbuch: 412 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

 

Es ist nie zu spät für einen Neuanfang

Inhalt:

Kurz vor der Hochzeit verliert Sophie ihren Verlobten Maximilian durch einen tragischen Autounfall. Sie ringt mit sich, tritt dann aber doch die von ihm geplanten Flitterwochen auf Bali allein an, was sie bereits im Flieger bereut. Denn Maximilians Platz wurde vergeben an den ziemlich nervigen Fotografen Niklas. Dieser läuft ihr auf Bali erneut über den Weg und rettet sie aus einer unangenehmen Situation. Im Luxushotel fällt ihr die Decke auf den Kopf und so entschließt sie sich, Niklas auf seiner Fototour zu begleiten und besondere Orte aufzusuchen, wo sie jeweils ein Bild von Maximilian hinterlässt. Die Reise und vor allem Niklas helfen ihr, ihr Leben zu überdenken und einer neuen Liebe eine Chance zu geben.

Meine Meinung:

Nach ihren bisher ausgesprochen humorigen Romanen widmet sich Julia Hanel mit „Dein Bild für immer“ einem ernsteren Thema. Dennoch gibt es einige lustige Stellen, was der lange vorherrschenden Traurigkeit etwas die Spitze nimmt.

Der Leser kann sich gut in Sophie hineinversetzen, die mit ihrem schlimmen Verlust sehr zu kämpfen hat. Aber auch Niklas mit seinem ungestümen Temperament blickt auf dramatische Momente in seinem Leben zurück und so verstehen es beide, sich gegenseitig zu heilen. Ich mochte die Hauptcharaktere sehr, allerdings haben auch die Nebenfiguren, wie Sophies Schwester oder die kleine Greta, mein Herz erwärmt.

Das Setting ist sehr schön beschrieben und macht Lust, Bali selbst eines Tages einen Besuch abzustatten. Man merkt dem Roman an, dass die Autorin selbst vor Ort und abseits der Touristenrouten unterwegs war.

Zwischen Sophie und Niklas entwickelt sich ganz gemächlich eine sehr schöne Liebesgeschichte, was bei ihrer beider Vorgeschichte auch absolut nachvollziehbar ist. Durch die permanent wechselnden Perspektiven kann man sich in die Gefühle und Gedanken der Hauptfiguren auch sehr gut hineinversetzen.

Eine herzerwärmende Geschichte, die sich leicht und flüssig liest und im Inneren berührt.

Kerstin at Mittwoch, Januar 2nd, 2019 | Filed under: Frauen,Hanel, Julia,Liebesroman | RSS 2.0 | TB | Comments off
Kerstins Bücherreich Besucher: web site traffic statistics