Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Archives: September 2016

 

Autor:

J. K. Rowling, John Tiffany & Jack Thorne
Verlag: Carlsen
ISBN-10: 3551559007
Gebundene Ausgabe 333 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Kein Roman, aber dennoch lesenswert

Inhalt:

Auch nach neunzehn Jahren ist das Leben für Harry Potter nicht viel leichter geworden. Er kämpft nach wie vor mit seiner Vergangenheit und die größten Probleme hat er mit seinem mittleren Sohn Albus, der sich so gar nicht in die Rolle eines „Potter“ einfinden kann und in Hogwarts nur einen wahren Freund findet – ausgerechnet Draco Malfoys Sohn Scorpius.

Albus ist von der fixen Idee besessen, wenigstens eines der Opfer, die beim Kampf gegen Voldemort sterben mussten, zu retten. Mittels Zeitumkehrer reisen er und Scorpius in die Vergangenheit, richten dabei ein einziges Chaos an und verursachen eine Zukunft, die so keiner will. Nur mit äußerster Finesse gelingt es erneut, dem Dunklen Lord ein Schnippchen zu schlagen.

Meine Meinung:

Ich muss zugeben, ich bin ein großer Harry Potter-Fan und freute mich schon lange auf die deutsche Ausgabe dieses Buches, ohne mir groß über die Aufmachung Gedanken zu machen. Ein kleiner Schock war es dann schon, lediglich Dialoge, Regieanweisungen und Set-Erklärungen vorzufinden. Okay, mein Fehler, man hätte sich natürlich genau erkundigen können, aber Harry Potter wird halt blind gekauft. Es hätte mich auch nicht abgehalten.

Zugegeben, das Lesen in dieser Script-Form ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber da ich ohnehin dialoglastige Texte mehr mag als langschweifige Beschreibungen ging das nach einer gewissen Zeit absolut reibungslos.

Das Buch setzt genau dort ein, wo Band 7 aufhörte. Ich konnte die Gefühle von Albus sehr gut nachempfinden. Der Sohn eines Harry Potter zu sein, ist sicher nicht so einfach. Klar, man kann sich nun darüber aufregen, wie die geliebten Figuren sich entwickelt haben, aber das Leben geht nun mal seltsame Wege. Keiner kann heute sagen, wie er in neunzehn Jahren ist, von daher nahm ich den Autoren die Charakterzeichnungen der bekannten Darsteller nicht übel. Ich war einfach nur froh, wieder mitten im Potter-Universum zu sein.

Durch die Reisen in die Vergangenheit begegnet der Leser so vielen schmerzlich vermissten Figuren, teilweise bereits verstorbenen, dass es einfach wie eine Heimkehr war. Auch die jeweils durch den Eingriff von Albus und Scorpius geänderten Realitäten fand ich sehr spannend.

Überhaupt hat es an Spannung für mich nicht gefehlt. Im Gegenteil, das Buch schaffte es, mich in kürzester Zeit wieder so zu fesseln, wie es früher der Fall war. Natürlich geht durch die Script-Form einiges an Atmosphäre verloren, man sollte sich eben stets vor Augen halten, dass es hier um ein Theaterstück geht und als dieses kann ich mir die Geschichte sehr gut vorstellen. Im Übrigen auch als Film, den es hoffentlich geben wird.

Mag es einige Logiklöcher und Unwahrscheinlichkeiten geben, aber welche Zeitreisegeschichte hat die nicht? Mich hat das Buch auf jeden Fall gut unterhalten, mir liebgewonnene Figuren wieder nahe gebracht und ein klein wenig Humor war auch dabei. Alles in allem ist dies nun vielleicht kein absoluter Volltreffer, aber für Harry Potter-Fans auf jeden Fall doch lesenswert und eine schöne Ergänzung zum bisher Bekannten.

Kerstin at Freitag, September 30th, 2016 | Filed under: All Age/Jugend,Fantasy/Paranormal,J. K. Rowling | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Julia Hanel
Verlag: Ullstein
ISBN-10: 3548287883
Taschenbuch 411 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

 

Süß wie Zimtschnecken

Inhalt:

Um mit ihrer großen Liebe Toby ein neues Leben zu beginnen, lässt Marit nach ihrem Studium Hamburg hinter sich und folgt ihm in die Kleinstadt Altberg. Sie steht allerdings etwas zu früh vor seiner Tür, denn der Auserwählte hatte noch keine Zeit, ihr mitzuteilen, dass sich seine Gefühle geändert haben. Verzweifelt irrt sie durch das Städtchen, wo ihr Heike begegnet, die ihr nicht nur Obdach, sondern auch einen Job in ihrem Coffeeshop anbietet. Immer noch auf ein Umdenken von Toby hoffend, will Marit vorerst vor Ort bleiben.

Ein gefundener USB-Stick bringt Abwechslung in ihr Leben und die sich daraus entwickelnde E-Mail-Korrespondenz mit einem Unbekannten auch viel Aufregung. Aber da ist noch ihr nerviger Kollege Moritz, der es nicht lassen kann, sie aufzuziehen und dessen Lebenskonzept so gar keinen Anklang bei ihr findet. Die Begegnung mit dem lebenserfahrenen Rentner Emil gibt ihr den entscheidenden Richtungswechsel. Doch wohin wird sie ihr Leben zukünftig führen, und wird einer der Männer dabei an ihrer Seite sein?

Meine Meinung:

Schon lange habe ich mich auf das neue Buch von Julia Hanel gefreut. Und ich wurde keineswegs enttäuscht. Auch wenn der großartige Humor der Autorin, den man bereits in der Leseprobe genießen konnte, im Laufe des Buches ein wenig nachlässt, so wird hier doch spannende Unterhaltung um das Gefühlswirrwarr von Marit geboten.

Die unterschiedlichen Männer in Marits Leben bieten so manche Überraschung für den Leser. Unabhängig davon, wie das Ganze ausgeht, fand ich den E-Mail-Verkehr mit J. A. mit Abstand am witzigsten und ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen, dass man sich auf diesem Weg durchaus in jemanden verlieben kann. Großartig aber auch die wunderbar pointierte Sichtweise von Marit auf die Kleinstadtbewohner, die ihr im Coffeeshop begegnen. Hier musste ich oft lauthals lachen.

Eine unheimlich liebenswerte Nebenfigur ist der über achtzigjährige Emil, dessen Lebensgeschichte im Herzen berührt. Wenn auch ein wenig kitschig, so fand ich doch das Happy End ebenfalls ganz bezaubernd, sodass sogar ein Tränchen geflossen ist. Und irgendwie hatte ich ja noch gehofft, dass die Zimtschnecken ihren Weg nach Altberg finden.

Alles in allem eine wunderbar unterhaltsame Liebesgeschichte, die man flüssig weglesen kann, weil sie mit Humor gespickt ist, viel Abwechslung bietet und dennoch im Herzen berührt.

Kerstin at Samstag, September 24th, 2016 | Filed under: Frauen,Hanel, Julia,Liebesroman | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Elisabeth Herrmann
Verlag: cbt
ISBN-10: 3570164233
Gebundene Ausgabe 448 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Beklemmendes Szenario in abgelegener Mühle

Zum Inhalt:

Lana studiert in Berlin und trifft an der Uni per Zufall auf Johnny, Mitglied der angesagtesten Clique in ihrer alten Heimatstadt und ein Schwarm von ihr. Wie immer übersieht er sie quasi, bis ihm ein Missgeschick passiert und er direkt vor ihren Füßen stürzt. Sie kommt ihm zu Hilfe und als Dankeschön überlässt er ihr seinen Platz bei einem Wiedersehenstreffen mit der alten Clique am kommenden Wochenende, denn er darf das Krankenhaus noch nicht verlassen.

Zweifelnd, aber auch sehr neugierig nimmt Lana an. Im tschechischen Karlsbad angekommen, wird sie wenig herzlich empfangen und würde am liebsten direkt wieder abreisen. Aber den geplanten Ausflug will sie noch mitnehmen. Ein Fehler, wie sich herausstellen soll. Denn was danach passiert, hätte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können …

Meine Meinung:

„Die Mühle“ ist nicht mein erster Jugendthriller von Elisabeth Herrmann. Wobei man das ‚Jugend‘ hier auch getrost ignorieren kann, denn die Protagonisten sind zwar jung, jedoch mit Ausnahme von Lana bereits über zwanzig. Zudem geht es wirklich zur Sache und – ich glaube, das darf ich vorwegnehmen – es bleibt nicht bei einem Todesopfer. Daher kann man das ‚Thriller‘ im Gegensatz dazu sehr ernst nehmen.

Sehr fasziniert war ich wieder einmal von der beklemmenden Atmosphäre, die die Autorin heraufbeschwört. Bereits das Cover wirkt düster und geheimnisvoll. Eine unterschwellige Spannung liegt von Beginn an vor, die sich spätestens mit dem Ausflug von Karlsbad ausgehend ständig verdichtet und zum Ende hin wirklich atemlos macht. Einige Szenen erinnern stark an diverse Horrorklassiker und lassen zeitweise das Blut in den Adern gefrieren. Überhaupt funktioniert der Roman nach dem Konzept „Ich weiß, was du … getan hast“. Das muss aber kein Nachteil sein, ich habe diese Art Filme immer gemocht.

Winzig kleine Abstriche muss ich machen, weil mir das Ganze schon ein wenig unglaubwürdig erscheint. Diese jungen, gebildeten Menschen lassen sich für meinen Geschmack ein wenig zu leicht von einem Täter mit Handicap überwältigen. Die Hintergrundstory ist gut nachvollziehbar und es bleiben keine Fragen offen.

Somit ist „Die Mühle“ wirklich ein rundum gelungener Thriller für diejenigen, die es lieben, sich mal so richtig zu gruseln, während sie sich in ihrem Zuhause in Sicherheit wähnen.

Ich danke dem cbt-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Kerstin at Sonntag, September 18th, 2016 | Filed under: All Age/Jugend,Herrmann, Elisabeth,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Lily Oliver
Verlag: Knaur
ISBN-10: 3426516764
Taschenbuch: 368 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Herz zu verschenken

Inhalt:

Gwen müsste der glücklichste Mensch auf Erden sein. Eine Herztransplantation rettet ihr Leben. Doch sie empfindet tiefe Schuldgefühle gegenüber dem Spender, quält sich mit Albträumen und kann sich doch niemandem anvertrauen. Als der Schmerz zu groß wird, fasst sie einen verzweifelten Entschluss. Sie will ihr Herz verschenken und postet ein entsprechendes Angebot in einem Internetforum. Noah, der Moderator des Forums, hält es anfangs für einen Scherz. Erst als Gwen vor seiner Tür steht, erkennt er die Brisanz der Situation. Ihm, der selbst nicht viel Sinn im Leben sieht, kommt die Aufgabe zu, Gwen von ihrem Plan abzubringen. Dazu errichtet er ein Gebäude aus Lügen und seine für Gwen aufkommenden Gefühle machen es nicht einfacher.

Meine Meinung:

Einen sehr gefühlvollen und emotional berührenden Roman erhält man mit „Die Tage, die ich dir verspreche“ von Lily Oliver. Das große Thema ist die Organ- bzw. speziell die Herztransplantation. Unwillkürlich fragt sich der Leser, ob er durch eigene Spendenbereitschaft einen Beitrag leisten kann, die verheerende Situation auf dem Organmarkt zu verbessern.

Die Geschichte endet nicht wie so oft mit einer geglückten Transplantation, sondern das ist erst der Anfang. Denn ein Leben nach einem solchen Eingriff, mit einem neuen Organ, ist alles andere als einfach. Das bringt die Autorin sehr eindrucksvoll und realitätsnah rüber. Obwohl die Story fiktiv ist, kann ich mir gut vorstellen, dass solche Depressionen bis hin zum Suizidgedanken keine Seltenheit sind. Wenn man dann noch ein eher introvertierter Mensch ist, dem es schwerfällt, seine Gefühle nach außen zu tragen, kann das ganz schnell in einem schrecklichen Drama enden.

Ich mochte beide Protagonisten von Anfang an. Gwens Verzweiflung ist so deutlich spürbar, dass sie tief ins Herz dringt. Es tut richtig weh, ihr scheinbar nicht helfen zu können, aber zum Glück gibt es ja Noah. Der etwas planlos agierende Student sieht in Gwen zuerst mal eine Aufgabe – er muss ihr Leben erhalten – und schon bald sehr viel mehr. Wie sehr oft im Buch, aber auch in der Realität ist das größte Problem der beiden die unausgesprochenen Worte. Wann werden wir Menschen mal begreifen, dass keiner Gedanken lesen kann? Es wird so viel angenommen, dabei ist die Wirklichkeit ganz anders. Natürlich fällt es schwer, sich zu öffnen. Ich kann das unheimlich gut nachvollziehen, habe ich doch selbst oft das Problem. An dieser Stelle, wenn die Missverständnisse überhandnehmen, möchte man die Figuren am liebsten schütteln, aber zum Glück finden sie schlussendlich einen Weg.

Man bekommt durch den Roman ein viel tieferes Verständnis für die ganze Problematik der Organspende, was die abgebildeten Forumseinträge noch intensivieren. Am Rande der Geschichte gibt es quasi als Bonus und auch schöne Auflockerung zu dem schweren Thema einen Einblick ins Geocoaching und was für schöne Möglichkeiten es bietet. Es müssen nicht immer Pokémons sein, die man jagt.

Nicht zu vergessen auch die wirklich schöne Liebesgeschichte zwischen Gwen und Noah, die sich perfekt in das Ganze einfügt. Der Roman liest sich wunderbar flüssig und hinterlässt doch ein Echo, das lange nachhallt. Wer Bücher mag, die zum Nachdenken anregen, hat mit diesem einen Glücksgriff getan.

Ich danke vorablesen.de und dem Knaur-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Kerstin at Mittwoch, September 7th, 2016 | Filed under: Frauen,Liebesroman,Oliver, Lily | RSS 2.0 | TB | No Comments
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