Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Category: Literatur allg.

 

Autor:

Marc Levy
Verlag: Blanvalet
ISBN-10: 3442376580
Taschenbuch 480 Seiten
Persönliche
Wertung:
ausgelesen am: 22.08.2010

 

 

Der Ursprung von allem

Zum Inhalt:

Adrian ist Astrophysiker und sucht nach dem ersten Stern. Um seine weiteren Forschungen zu finanzieren, bewirbt er sich bei einer Stiftung um einen Geldpreis. Dort trifft er eine alte Jugendliebe wieder, die ihm den Preis vor der Nase wegschnappt. Keira ist Archäologin und auf der Suche nach dem ersten Menschen. Ein kleiner Junge an ihrer Ausgrabungsstätte in Afrika schenkte ihr einen rätselhaften Stein, der alsbald zum Angelpunkt einer abenteuerlichen Jagd wird. Eine geheime Organisation will verhindern, dass Adrian und Keira mehr über den Ursprung des Steins herausfinden, denn das könnte alles in Frage stellen, was wir über die Entstehung der Menschheit zu wissen glauben.

Meine Meinung:

In seinem neuen Roman gelingt es Marc Levy den Leser auf eine abenteuerliche Jagd rund um den Globus mitzunehmen, die ihn kaum zu Atem kommen lässt. Gefühlvoll beschreibt er die langsam wieder aufkeimende Liebe zwischen den Protagonisten. Ein wenig naiv erscheint ihre Handlungsweise an einigen Stellen. So hochdekorierten Wissenschaftlern wäre etwas mehr Intellekt zuzutrauen gewesen.

Größtes Manko des Buches ist allerdings, dass es sich nur um die 1. Hälfte einer Geschichte handelt, die mit dem für November 2010 angekündigten „Die erste Nacht“ fortgesetzt wird. Daher auch ein Punkt Abzug für die allgemeine Verlagspolitik. Ich habe absolut nichts gegen Fortsetzungen, aber die Teile sollten doch abgeschlossen sein. Letzten Endes ist man nach Zuklappen des Buches genauso schlau wie vorher, da das wirkliche Geheimnis der Steinfragmente nicht aufgeklärt wird. Vieles bleibt rätselhaft und ungeklärt.

Es wird daher schwerfallen, nun die Geduld aufzubringen und auf die Fortsetzung zu warten. Abschließend kann ich allen, die Abenteuerromane im Stil von Indiana Jones lieben, das Buch empfehlen, würde aber mit dem Lesen warten, bis beide Teile erhältlich sind.

Kerstin at Freitag, April 19th, 2013 | Filed under: Levy, Marc,Liebesroman,Literatur allg. | RSS 2.0 | TB | No Comments

  fliegecover

Autor:

Arno Strobel
Verlag: Eigenpublikation
Taschenbuch 160 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

 

 

 

Auch das ist Arno Strobel

Über die Entscheidung des erfolgreichen Thriller-Autors Arno Strobel seine ersten literarischen Gehversuche in eigener Regie in Form eines Kurzgeschichten-Bandes für seine treuen Leser öffentlich zu machen, habe ich mich sehr gefreut. Sei es aus Zeit- oder Entfernungsgründen, nicht vielen ist es möglich, den Autor auf einer seiner Lesungen, wo diese Geschichten bisher als besonderes Schmankerl geboten wurden, live zu erleben und selbst wenn, kommt man dort nur in den Genuss von nicht mehr als 2 oder 3 davon. Nunmehr sind sie für jeden zugänglich, wenn auch nur über den Autor direkt zu beziehen. Interessenten können hier fündig werden und bekommen als Bonus noch eine nette Signatur in ihr Buch.

Aber nun zum Inhalt: In 25 jeweils nur 3-6 Seiten langen Geschichten zeigt Arno, mit welch offenen Augen er durch die Welt geht. Treffsicher nimmt er Kritik am Wandel der Zeit, am Verlust von Werten, an täglichen Alltagssituationen. Manche Geschichten berühren zutiefst, andere sind skurril, wieder andere doppeldeutig. Mit einem Augenzwinkern nimmt der Autor den Leser mit auf eine Reise, die ihn nicht selten zu sich selbst führt. Natürlich hat mir nicht jede Geschichte gleich gut gefallen, aber ein paar, die es mir besonders angetan habe, möchte ich hier doch gern etwas hervorheben.

Bereits das Vorwort ist eine nette Geschichte für sich und zeigt, wie ich finde, welch ein sympathischer Mensch hinter Arno Strobel steckt.

„Die Fliege“

  • herrlich skurril und ein Beweis, dass übertriebene Pedanterie ein schlimmes Ende nehmen kann

„P, PF oder U“

  • eigentlich traurig, wie viel Wahrheit in dieser Geschichte steckt, die natürlich überzogen, aber doch sehr realitätsnah ist

„Der Tanz“

  • eine Geschichte, die einen mit einem strahlenden Lächeln zurücklässt, so wunderbar ist sie

„Mach’s gut, Edda“

  • auch eine herrliche Idee, die bereits als längerer Roman angedacht war und wovon ich immer noch hoffe, dass dieser eines Tages zustande kommt

„Wie damals“

  • mein persönlicher Favorit, sehr kurz, aber jeder Satz trifft mitten ins Herz und ich konnte eine Träne im Augenwinkel nicht verhindern

„Reich“

  • meistens sind es eben doch die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen

„Hochzeitstag“

  • grandios, ich hoffe, es ist nicht zu autobiografisch

„Da habe ich es einfach getan“

  • bitterböse, aber sehr gut nachzuvollziehen

„Schattenspiele“

  • leicht amourös, und wer nicht zu genau liest, bekommt eine tolle Pointe

Von der Aufmachung her ist das Buch recht einfach gehalten. Besonderes Highlight war für mich die Fliege, die täuschend echt wirkt und jedes Kapitel in anderer Form begleitet.

Ich selbst bin überhaupt kein großer Fan von Anthologien oder Kurzgeschichten-Sammlungen, aber dem Schreibstil von Arno Strobel kann ich mich in keiner Form entziehen und ich bin sicher, vielen seiner Leser wird es genauso ergehen.

Kerstin at Mittwoch, Januar 16th, 2013 | Filed under: Literatur allg.,Strobel, Arno | RSS 2.0 | TB | 1 Comment

 

Autor:

Antje Wagner
Verlag: Eigenpublikation
ASIN:

B00AP8FKIE

Ebook: ca. 32 Buchseiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

 

Weihnachten mal anders

Inhalt:

Alicia Simon ist gern allein, was nicht alle in ihrem Umfeld verstehen können. Am Heiligabend hat sie es sich mit Marzipanstollen und einer heißen Schokolade so richtig gemütlich gemacht, als es an ihrer Tür klingelt. Völlig aufgelöst bittet ihr Nachbar Noel um ihre Hilfe bei einem Küchenmalheur. In der total verräucherten Wohnung kann er nicht bleiben und so lädt sie ihn für eine Nacht zu sich ein, ganz im Sinne der Nächstenliebe am Weihnachtsabend.

Am nächsten Tag wird Noel von seiner offensichtlich verwirrten Ex-Freundin aus der Wohnung geworfen und Alicia bietet ihm einmal mehr Asyl unter der Voraussetzung, dass er sich schnellstmöglich eine Wohnung sucht. Monate gehen ins Land und Alicia fragt sich immer mehr, wen sie sich da eigentlich in ihr Heiligstes geholt hat, doch um sich gegen ihre Zweifel zu wehren, fehlt ihr bereits die Kraft.

Meine Meinung:

Eine sehr unterhaltsame Weihnachtsgeschichte der etwas anderen Art wird hier leider auf viel zu wenigen Seiten von Antje Wagner geboten. Trotz der Kürze kann man sich sehr gut in Alicia hineinversetzen, obwohl man sie ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nur noch schütteln und zum Aufwachen bringen möchte.

Besonders hat mir gefallen, dass zwar eine Menge Andeutungen bezüglich Noels Identität gemacht werden, es schlussendlich aber dem Leser überlassen bleibt, sich einen Reim auf ihn zu machen. Der Schreibstil der Autorin ist sehr ausgewogen und lässt einen direkt abtauchen in die Geschichte. Vor dem Ende, welches positiv aber auch negativ gewertet werden kann, mag man nicht aufhören. Das hier in überzogener Form dargestellte Ausnutzen seiner Mitmenschen findet so manche Parallele im wahren Leben und regt zum Nachdenken an.

Kerstin at Mittwoch, Dezember 26th, 2012 | Filed under: Fantasy/Paranormal,Literatur allg.,Wagner, Antje | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Cecelia Ahern
Verlag: Fischer
ISBN-10: 3596183103
Taschenbuch: 384 Seiten
Persönliche
Wertung:
ausgelesen: 25.09.2009 (HC-Ausgabe)

 

Es ist die Zeit, die fehlt

Inhalt:

Lou Suffern ist ein Arbeitstier. Nur die bevorstehende Beförderung gibt ihm Antrieb, wobei er seine Familie sträflich vernachlässigt und sogar den 70. Geburtstag seines Vaters komplett in den Sand setzt. Erst durch die Begegnung mit dem Obdachlosen Gabe setzt bei Lou eine Wandlung ein.

Meine Meinung:

Zwar legt die Erfolgsautorin Cecelia Ahern auch mit ihrem 6. Buch wieder eine rührende Geschichte vor und ich habe die Botschaft – verbringe mehr Zeit mit deiner Familie, denn sie ist das Wichtigste – sehr wohl verstanden, dennoch hat mich das Buch nicht vollends überzeugt.

Ich habe nichts gegen Fantasie und Märchenhaftes, aber sie muss zum Rahmen passen und stimmig sein. Zudem gibt es zum Ende des Buches für mich doch einige Ungereimtheiten. Wie die Polizei sich die Geschichte durch Gespräche zusammenreimen kann, ohne mit Gabe gesprochen zu haben, ist mir schleierhaft. Überhaupt ist es einfach des Übersinnlichen zu viel. Auch hätte ich mir das Ende etwas tröstlicher gewünscht, nachdem die Erkenntnis endlich auch zu Lou durchgedrungen ist.

Der schöne Schreibstil und die durchaus vorhandenen rührenden Momente machen das Buch trotz allem lesenswert.

Kerstin at Montag, September 24th, 2012 | Filed under: Ahern, Cecelia,Liebesroman,Literatur allg. | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Sofie Cramer
Verlag: rororo
ISBN-10: 3499257742
Taschenbuch 413 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

 

Liebeserklärung an die Lüneburger Heide

Inhalt:

Kati Weidemann hat nach einem tragischen Unglücksfall vor über zehn Jahren ihrer alten Heimat in der Lüneburger Heide den Rücken gekehrt. Der gesundheitliche Zustand ihres Vaters, der nach einem Magendurchbruch ins Koma versetzt werden musste, zwingt sie aus Hamburg zurückzukehren, denn ihre betagte Großmutter und die Stiefmutter sind kurz vor der Hauptsaison im familiär betriebenen Gasthof dringend auf ihre Hilfe angewiesen.

Sie muss feststellen, wie sehr sie die Heimat vermisst hat, aber auch am Familienbetrieb hat der Zahn der Zeit genagt. Veränderungen sind dringend nötig und schon bald wird Katis bisheriges Leben vollkommen auf den Kopf gestellt. Sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen, erst recht, als ihr der Mann begegnet, den sie für den schlimmsten Verlust ihres Lebens verantwortlich macht …

Meine Meinung:

In „Der Himmel über der Heide“ spielt bei Sofie Cramer erstmals eine Region die größte Hauptrolle. Mit unglaublich viel Detailreichtum weiß sie ihre eigene Heimat – die Lüneburger Heide – ins rechte Licht zu setzen. Wer aus der Region kommt, wird sicher begeistert in den Beschreibungen schwelgen. Mir persönlich war dies alles ein bisschen zu viel Lokalkolorit, hatte man doch streckenweise den Eindruck, einen Reiseführer zu lesen. Einige Informationen, wie etwa, warum Heidschnucken heißen wie sie heißen, waren durchaus interessant, aber jeden Pflasterstein, jede Pflanze und die typische Bauweise muss ich dann doch nicht erläutert bekommen.

Das darum gestrickte Familiendrama erinnerte äußerst stark an ähnliche Geschichten, wie man sie von Rosamunde Pilcher oder auch Inga Lindström kennt, nur dass das Setting sich halt in Deutschland befindet. Da gibt es das Familiendrama, die Tochter, die zurückkehrt und alles wieder ins rechte Lot bringt, dazwischen ein paar Schwierigkeiten, die sich dann am Ende in Wohlgefallen auflösen.

Von den Figuren sind noch die ewig schuftende Großmutter (eigentlich Wahnsinn mit über 80), der tollpatschige Aushilfskoch Pit und die beste Freundin von Kati namens Flo die sympathischsten. Kati selbst erscheint reichlich selbstgerecht und lässt kaum eine andere Meinung gelten. Ihr schwieriges Verhältnis zur Stiefmutter kommt sicher nicht von ungefähr. Insgesamt erscheint die Story reichlich vorhersehbar, ich konnte mir quasi schon nach dem ersten Kapitel eine Vorstellung machen, wie alles ausgeht.

Äußerst positiv zu erwähnen, sind die heidetypischen Gerichte, die sich im Anhang finden. Die klingen durchweg lecker und ich werde sicher einiges davon mal ausprobieren. Wer heimatverbunden ist, gern Landschaftsbeschreibungen liest und eine seichte Lektüre für den Sommer ohne großen Anspruch sucht, ist mit diesem Roman durchaus gut bedient. Mir fehlte einfach ein bisschen die Spannung in diesem trotz allem unterhaltsamen und flüssig lesbaren Buch.

Kerstin at Donnerstag, August 23rd, 2012 | Filed under: Cramer, Sofie,Frauen,Liebesroman,Literatur allg. | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Jodi Picoult
Verlag:

Bastei Lübbe

ISBN-10:

3431038573

Gebundene Ausgabe 571 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

Brisantes Thema packend umgesetzt

Zum Inhalt:

Max und Zoe Baxter sind nach mehreren erfolglosen Versuchen endlich dabei, ein Baby zu bekommen. Doch es kommt erneut zu Komplikationen und schließlich einer Totgeburt. Zoe will trotz schwerer gesundheitlicher Probleme ihren Traum nicht aufgeben, Max jedoch entscheidet sich dagegen und reicht die Scheidung ein. Während eines Unfalls unter Alkoholeinfluss hat er eine Erscheinung und findet zu Gott. Zoe stürzt sich dagegen voll in ihre Arbeit als Musiktherapeutin, wo ihr häufig die lebenslustige Vanessa begegnet.

Bald muss sie erkennen, dass sie mehr als Freundschaft für sie empfindet. Beide verlieben sich, heiraten und wollen ihre Beziehung mit einem Baby krönen. Was läge näher, als die noch eingefrorenen Embryonen aus Zoes Ehe mit Max für Vanessa zu verwenden, da sie selbst aufgrund einer Totaloperation nicht mehr schwanger werden kann? Doch Max muss seine Zustimmung geben. Sein neuer Glaube steht dem entgegen. Viel lieber würde er die Embryonen seinem Bruder Reid und dessen Frau Liddy spenden, die ebenfalls schon lange einen Kinderwunsch hegen. Es kommt zum erbitterten Prozess, wobei beide Parteien sich nichts schenken. Kann es überhaupt ein Happy End geben?

Meine Meinung:

In ihrem neuen Roman greift Jodi Picoult wie gewohnt ein vor allen in den USA sehr brisantes Thema auf. Die Rechte homosexueller Paare sind dort wohl noch wesentlich eingeschränkter als hier in Deutschland, wo auch, schon wegen der Verfahrensweise mit Embryonen, ein solcher Prozess wie hier im Buch undenkbar wäre. Um es besonders dramatisch zu machen, stellt sie den zwei liebenden Frauen den Ex-Mann gegenüber, welcher über nicht gerade viel Rückgrat verfügt, und sich deshalb sehr leicht von einer erzkonservativen Glaubensgemeinschaft hat vor den Karren spannen lassen.

Im ersten Viertel des Buches wird dem Leser einiges zum Verdauen gegeben und die vielen Schicksalsschläge erscheinen etwas zu geballt. Im weiteren Verlauf bekommt man einen guten Einblick in die Arbeit einer Musiktherapeutin und die Autorin hat dazu sogar einen eigenen Soundtrack zum Buch entwickelt (Texte von ihr und Gesang durch Ellen Wilber), der auf ihrer Homepage anzuhören ist. Die Musik ist sicher nicht jedermanns Geschmack, aber schon eine tolle Idee.

Der Roman findet seinen Höhepunkt mit dem Prozess und dem Kampf um die eingefrorenen Embryonen. Hier glänzen die manchmal ein wenig übertrieben lustig wirkende Anwältin der Frauen und der so typische karrierebewusste Anwalt ohne Skrupel von Max. Von den Hauptfiguren habe ich neben Zoe auch Vanessa ins Herz geschlossen. Als Nebenfigur möchte ich vor allem Zoes Mutter sehr positiv hervorheben, die absolut loyal hinter ihr steht.

Durch die abwechselnde Erzählweise aus der Ich-Perspektive von Zoe, Max und Vanessa bekommt der Leser einen sehr guten Eindruck in deren jeweilige Gefühlswelt, vor allem auch durch Rückblicke in die Vergangenheit. Ich fand auch toll, dass im Prozess beide Parteien ausgiebig zu Wort kamen und ihre Sichtweise darstellen konnten. Der Leser mag nun selber entscheiden, welcher Seite er sich mehr zugehörig fühlt.

Mit bis zum Ende immer wieder überraschenden Wendungen fesselt Jodi Picoult ihre Leser und schafft es gleichzeitig ein Plädoyer für Gerechtigkeit und Toleranz abzugeben. Weil es mir am Ende alles ein bisschen zu schnell ging und für mich wichtige Fragen leider ungeklärt blieben, gebe ich einen halben Punkt Abzug und damit 4,5 Sterne für diesen gelungenen Roman von Jodi Picoult.

Kerstin at Montag, August 20th, 2012 | Filed under: Frauen,Literatur allg.,Picoult, Jodi | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Araminta Hall
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN-10:

3404166809

Taschenbuch 320 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

 

Verspricht mehr, als es hält

Zum Inhalt:

Ruth und Christian Donaldson sind mit der Doppelbelastung aus anspruchsvollem Job und Haushalt mit zwei kleinen Kindern völlig überfordert, weswegen es wie ein Segen erscheint, als sie die 23jährige Agatha (Aggie) als Kindermädchen anstellen. Sie schafft ein perfektes Zuhause und kümmert sich äußerst liebevoll um die Kinder. Verloren in ihren Streitereien bemerken die Eltern nicht, das irgendetwas an Aggie seltsam ist. Doch es ist an der Zeit aufzuwachen, denn Aggie verbirgt ein düsteres Geheimnis und sie hat einen Plan.

Meine Meinung:

Bei „Kein sicherer Ort“ handelt es sich um den Debütroman der Autorin Araminta Hall, welcher in England bereits vor Erscheinen für Aufruhr sorgte. Diese Tatsache kann ich nach der Lektüre des Buches nicht ganz nachvollziehen. Der Klappentext suggeriert Spannung und Grauen, welches der Roman letzten Endes vermissen lässt.

Etwa in drei Vierteln des Buches muss sich der Leser mit der Unzufriedenheit des Ehepaars Donaldson auseinandersetzen. Beide kommen sehr unsympathisch rüber, sind stets und ständig mit allem überfordert und finden keine gemeinsame Basis. Die permanenten Streitereien der beiden nerven nach der xten Wiederholung einfach nur noch und es kommt dadurch sogar mitunter Langeweile auf. Eine herbeigezauberte Geliebte des Ehemannes soll das Scheitern der Ehe wohl noch verdeutlichen, ist aber praktisch nicht von Belang, da sie zum Ende sang- und klanglos wieder verschwindet.

Der eigentlichen Hauptfigur, nämlich dem seltsamen Kindermädchen, wird viel zu wenig Raum gegeben, dabei ist sie noch die interessanteste Figur. Erst auf den letzten 20 Seiten schließlich spitzt sich die Lage zu und es kommt ein wenig Spannung auf. Allerdings sind einige Details des Finales bezogen auf die bisherige Handlungsweise der Figuren schlicht unglaubwürdig und schwer nachvollziehbar.

An Positivem zu benennen wäre der flüssige Schreibstil der Autorin sowie die intensiven Einblicke in die Gedankenwelt der jeweiligen Figur, die durch die ständigen Perspektivenwechsel auch für Differenziertheit sorgen.

Wer sich gern mit Familienproblemen auseinandersetzt, findet in dem Roman womöglich gute Unterhaltung, wer sich jedoch Spannung und unterschwelliges Grauen verspricht, was meine Intention war, dieses Buch lesen zu wollen, der ist mit der Geschichte eher fehl am Platz.

Kerstin at Freitag, Juli 20th, 2012 | Filed under: Hall, Araminta,Literatur allg. | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Simon Lelic
Verlag: Droemer
ISBN-10:

342619869X

Gebundene Ausgabe 352 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Mobbing ist kein Kavaliersdelikt

Inhalt:

An einer Londoner Eliteschule läuft der Geschichtslehrer Samuel Szajkowski Amok. Drei Schüler und eine Lehrerin werden zu Opfern, bevor er sich selbst richtet. Aus Sicht der Schule und der Entscheidungsträger der Polizei ist der Fall klar und die ermittelnde Beamtin Lucia May soll so schnell wie möglich zu einem Abschluss kommen. Doch sie beginnt unbequeme Fragen zu stellen nach dem Warum, entdeckt weitere Ungereimtheiten an der Schule und muss sich selbst gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wehren. Ihr Kampf für die Wahrheit fordert ihr alles ab.

Meine Meinung:

Das Thema Amoklauf ist nach wie vor so aktuell wie brisant und Simon Lelic gelingt es in seinem Debütroman, dies auch eindrucksvoll rüberzubringen. Bei ihm ist es, anders als in den meisten Fällen, ein Lehrer, der Amok läuft. Eine Person, die doch weitaus gefestigter und stabiler als zum Beispiel ein Teenager sein sollte. In Gesprächen mit Schülern, Eltern und Kollegen deckt die Ermittlerin Lucia May den Leidensweg von Samuel Szajkowski, aber auch anderer Opfer von Mobbing auf.

Neben der normalen Erzählperspektive zu den Handlungen von Lucia wurde hier noch eine andere Form gewählt, mit der ich mich zugegebenerweise ein wenig schwer getan habe. Es werden die Tonbandprotokolle der Gespräche wiedergegeben, allerdings nur jeweils die Antworten. Die Fragen muss man sich denken und meist wird auch erst nach einiger Zeit klar, wer hier überhaupt zu Wort kommt. Mitunter schweifen die Erzählenden auch ab und so schleicht sich ein wenig Langeweile ein. Allerdings wurde hier die sprachliche Ausdrucksform sehr differenziert gestaltet, sodass der Leser sofort erkennen kann, ob ein Lehrer, Elternteil oder Schüler spricht.

Das Buch prangert zwar die Teilnahmslosigkeit, Ignoranz und das Ellenbogendenken der Beteiligten an, zeigt allerdings auch wenig Auswege auf. Gerade in der heutigen Zeit, wo Mobbing ja nun wirklich kein totgeschwiegenes Phänomen mehr ist, sollte es doch noch andere Mittel als die Flucht oder eine Klage vor Gericht geben. Persönlich Betroffene, die sich von diesem Buch vielleicht einen Lösungsansatz versprechen, werden dabei keinen Erfolg haben.

Trotz allem hat das Buch eine aufrüttelnde Wirkung und veranlasst vielleicht doch den einen oder anderen etwas genauer hinzuschauen.

Kerstin at Dienstag, Juli 3rd, 2012 | Filed under: Lelic, Simon,Literatur allg. | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Jonathan Tropper
Verlag: Knaur
ISBN-10: 3426637421
Taschenbuch: 416 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Ein Wechselbad der Gefühle

Inhalt:

Doug Parker hat ein perfektes Leben bis zu dem Tag, an dem seine Frau Hailey durch einen Unfall stirbt. Ein Jahr vergeht, während dem sich Doug immer mehr in seiner Trauer und dem Selbstmitleid verliert. Doch er muss erkennen, er ist nicht allein auf der Welt. Haileys Sohn aus erster Ehe schließt Bekanntschaft mit Drogen, sein eigener Vater scheint langsam den Verstand zu verlieren und die Frauen aus der Nachbarschaft entdecken in dem attraktiven Witwer alsbald eine Beute. Er muss Stellung beziehen und sich schließlich nach vorn bewegen auf dem Weg zurück in ein fast perfektes Leben.

Meine Meinung:

Ich muss gestehen, dass diese Art von Romanen – Trauerbewältigung und auch noch aus männlicher Sicht – bisher wenig bis gar nicht den Weg in meine Lesewelt gefunden hat. Um so dankbarer bin ich für dieses Buch. Einerseits fühlt man sich in manchen Szenen förmlich zerrissen vor Mitleid und kann die Trauer von Doug gut nachvollziehen, der seine geliebte Frau bei einem Flugzeugabsturz verloren hat und sich gleich noch dazu. Andererseits gibt es so viele witzige Situationen, die einem immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.

Charakterlich wundervoll dargestellt sind die einzelnen Mitglieder von Dougs chaotischer Familie, ohne die das Buch nur halb so wertvoll wäre. Besonders hat mich der nach einem Schlaganfall leicht demente Vater von Doug berührt. Als eine Bereicherung empfand ich Dougs Kolumne, die so viel an Wahrheit enthält. Sehr witzig auch der Email-Verkehr zwischen Doug und seinem Agenten. Insgesamt schafft es der Autor, dass man vollständig in die Welt von Dougs Familie eintaucht, die es trotz oder gerade wegen all ihrer kleinen Macken schafft, Doug wieder auf den Weg in ein fast perfektes neues Leben zu bringen. Ich werde den Autor auf jeden Fall im Auge behalten.

Kerstin at Mittwoch, September 21st, 2011 | Filed under: Frauen,Literatur allg.,Tropper, Jonathan | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Andreas Eschbach
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN-10: 3785724292
Gebundene Ausgabe 688 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Das Ende aller Unterschiede

Inhalt:

Der 10jährige Japaner Hiroshi Kato hat eine geniale Idee, wie er alle Menschen reich machen kann. Doch die behält er für sich und arbeitet fortan kontinuierlich an der Umsetzung seines Traums. Inspiration für diesen war ihm die gleichaltrige Charlotte, Tochter eines Botschafters, die gleich im Nebenhaus wohnte, und dennoch Welten von ihm, als Sohn einer Wäscherin, entfernt war. Seine Liebe zu ihr ist sein Antrieb. Auf dem Weg zur größten Erfindung aller Zeiten stößt er auf das schrecklichste Geheimnis der Menschheit.

Meine Meinung:

Der neue Eschbach ist ein hochkomplexes Werk, das auf vielen Ebenen zu begeistern weiß. Thematisiert werden Standesunterschiede, Politik, Umweltprobleme, Liebe, die Menschheitsgeschichte ebenso wie Roboter- und Nanotechnologie. Gerade letzteres ist für den Laien, wie in meinem Fall, teilweise schwer verdaulich, wird aber Technikfreaks begeistern. Die Möglichkeiten, die hier aufgezeigt werden, sind schlicht unglaublich, aber doch sehr reel. In Sachen Wissen ist das Buch auf jeden Fall eine große Bereicherung und auch Freunde der Scifi-Literatur werden sich sofort zuhause fühlen.

Durch die ausführliche Darstellung der Lebensumstände der Protagonisten Hiroshi und Charlotte gerät der Anfang des Romans etwas schleppend. Auch ist lange nicht klar, wohin das Ganze eigentlich führen soll, was aber das Interesse weiter zu lesen nur noch erhöht. Neben durchweg interessanten und wichtigen Nebenfiguren handelt es sich bei den Hauptfiguren um gänzlich unterschiedliche Charaktere, was wahrscheinlich auch ein Zusammenfinden so schwierig macht. Charlotte ist ein ziellos vor sich hin lebender Mensch, der anstatt mal in die Gänge zu kommen, sich lieber auf Status und Geld ihrer Eltern ausruht. Dagegen ist Hiroshi von einer Zielstrebigkeit, die schon wieder übertrieben wirkt, da er darüber alles andere vergisst, vor allem seine Umwelt wahrzunehmen und sein Leben zu leben.

So richtig Fahrt nimmt das Buch leider erst nach der Hälfte mit einer außergewöhnlichen Entdeckung auf einer russischen Polarinsel auf. Ab hier überschlagen sich die Ereignisse und der Leser wird unweigerlich in den Bann der Geschichte gesogen. Unerwartete Wendungen, erschütternde Schlussfolgerungen und ein gnadenlos spannender Showdown zum Schluss entschädigen für jedes kleine vorangegangene Manko. Selbst die Gefühle kommen nicht zu kurz, wenn beim völlig folgerichtigen Ende der Leser mit viel Stoff zum Nachdenken zurückbleibt. Wieder einmal ist es Herrn Eschbach geglückt, verschiedenste interessante und hochaktuelle Themen aufzugreifen und im Rahmen einer packenden Handlung perfekt einzubinden.

Ich hatte das Vergnügen den Roman in einer Leserunde unter Mitwirkung des Autors zu verinnerlichen, was mir an vielen Stellen besondere Einsichten und andere Blickwinkel eröffnet hat. Vielen Dank dem Lübbe-Verlag für diese Möglichkeit.

Kerstin at Samstag, September 10th, 2011 | Filed under: Eschbach, Andreas,Literatur allg.,Science Fiction | RSS 2.0 | TB | No Comments
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